Christlich-muslimischer Austausch Erster Seelsorgekurs für Imame in Hamburg

Islamische Geistliche oder Ehrenamtliche besuchten Erkrankte aus ihrer Gemeinde regelmäßig im Krankenhaus, sagt Imam Fejzulahi: „Das gehört zur Pflicht für die Gläubigen und ist ein Zeichen von Barmherzigkeit.“ Doch noch ist ein Imam weitaus weniger in den Krankenhausalltag integriert als ein Seelsorger christlicher Konfession, der sein Büro vor Ort hat.

 

Geht es nach den Geistlichen, soll der Kontakt in Zukunft intensiviert werden – zugunsten der Patienten, aber auch der Mitarbeitenden. „Kulturelle Missverständnisse erschweren die medizinische Betreuung“, weiß Kayales, die als interkulturelle Beraterin auch Pflegende schult.

Im Krankenhaus entdeckten viele Patienten den Glauben neu. Manche wollten sich plötzlich an muslimische Essensvorschriften halten. Oder sie weigerten sich, sich vor einem Arzt des anderen Geschlechts zu entblößen. „Es ist gut, wenn jemand da ist, der ihnen erklären kann, dass im Islam das Gesundwerden an erster Stelle steht. Und dass man keine Schuld auf sich lädt, wenn man in dieser Situation bestimmte Regeln nicht beachtet“, sagt Fatih Yildiz.

 

Auch über theologischen Fragen tauschen sich die Geistlichen im Kurs aus. Im Krankenhaus arbeiten sie an der Grenze zwischen Leben und Tod. Gefühle wie Schuld, Scham und Trauer belasten die Patienten und ihre Angehörigen. Wie kann man ihnen helfen, damit umzugehen? Religiöse Rituale können trösten. „Viele Muslime, die in dritter Generation in Deutschland leben, kennen diese Rituale nicht mehr – aber der Imam“, sagt Yildiz. Gemeinsam überlegen die Teilnehmer, wie Rituale Platz im Krankenhausalltag finden. Zwar gibt es in vielen Kliniken eine Kapelle, aber nur selten einen Gebetsraum.

 

Die Imame sprechen zudem darüber, in welcher Rolle sie sich sehen: Eher als Lehrer und Prediger – oder als Seelsorger, der Mut machen, motivieren und beschwichtigen kann? Dass die Autorität als Geistlicher dazu beitragen kann, Konflikte zu entschärfen, haben schon einige von ihnen erfahren. Damit das neue Know-How möglichst vielen Patienten zugute kommt, werden die Namen der Teilnehmer nach Abschluss des Kurses auf eine Liste gesetzt. Auf diese können alle Krankenhausseelsorger aus Hamburg und Umgebung zugreifen, die im Kirchenkreisverband Hamburg organisiert sind. „Wir möchten, dass sprachliche und kulturelle Verständigung besser gelingt “, sagt Kayales. Für den Herbst hat die Krankenhausseelsorgerin zu einem neuen Kurs eingeladen, diesmal für Ehrenamtliche aus den Moscheegemeinden.