Offen über Aids reden Erste Predigt von Bischöfin Fehrs zum Welt-Aids-Tag

"Positiv zusammen leben - das geht nicht, ohne auch Negatives gemeinsam auszuhalten", sagte Fehrs. Dazu gehöre, sich gegenseitig von manchem Verlust und Chaos sowie von Lebensbildern und Hoffnungen zu erzählen: "Wir müssen heraus aus der Sprachlosigkeit." Dabei könne man die Spannung zwischen Verzweiflung und Zuversicht "nicht übertrösten, sondern nur aushalten" - so, wie es in der Bibel in den Klageliedern geschehe, schonungslos und voller starker Bilder.

 

Lösung aus Selbstumkreisung

"Jeder Klage wohnt die Veränderung inne", sagte die Bischöfin. Wer klage, finde sich nicht mit dem Faktischen ab, sondern setze auf Veränderung: "Protestiert in den Himmel hinein, was auf Erden schreit", sagte sie. Die biblische Idee sei, in Gottes Ohr hinein zu klagen, um heraus zu kommen aus der Selbstumkreisung. So löse sich mit jeder Träne die Erstarrung.

 

Fehrs, die seit dem 15. November offiziell im Dienst ist, war am vergangenen Sonnabend im Lübecker Dom in ihr Amt als Bischöfin für Hamburg und Lübeck eingeführt worden. Der Aids-Gottesdienst war ihre erste Predigt als Bischöfin in Hamburg.

 

In Hamburg gibt es seit 1994 die Aids-Seelsorge der evangelisch-lutherische Kirche. Die Kirche stellt sich damit nach eigenen Angaben auf die Seite der Menschen mit HIV und AIDS. Sie fragt dabei nicht nach Kirchenzugehörigkeit oder Religion.