Am Sonntag (6. Mai) ist Florianstag. Da feiert Hamburgs Feuerwehrpastorin gemeinsam mit Nachwuchshelfern der Jugendfeuerwehr um 10 Uhr einen "Blaulicht-Gottesdienst" für Feuerwehrleute in der Hauptkirche St. Petri (Mönckebergstraße).
Der aktuellste Fall von Erneli Martens war der Doppelmord an der S-Bahnstation Jungfernstieg. Dort wurden am 12. April eine Mutter und ihr einjähriges Kind getötet. Die Stadt war erschüttert. Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Als die Retter nach vielen Stunden ihren Einsatz beenden konnten, fing die Arbeit für Erneli Martens erst an. "Einsatznachsorge", heißt es im Fachjargon. Als die Helfer wieder auf der Wache ankamen, konnten sie mit der Theologin einzeln reden. Auch Gespräche in Gruppen standen auf dem Programm. "Die Betroffenheit war sehr groß."
Auch Außeneinsätze gehören dazu
Seit 18 Jahren ist Erneli Martens im Amt. Viele solcher Betreuungen hat sie schon absolviert. Über einen Funkempfänger ist sie mit der Leitstelle der Feuerwehr verbunden. Bei Bedarf piept diese sie an, dann steigt Martens in ihren roten Kleinwagen mit der Aufschrift "Feuerwehr", der direkt vor der Wache steht.
Neben den Nachsorgegesprächen steht sie auch Menschen bei, die in Not sind. Das kann nach einem Wohnungsbrand der Fall sein oder wenn ein Angehöriger plötzlich verstirbt. Dann kontaktieren retter vor Ort sie meistens und bitten sie, Erste Hilfe für die Seele von Beroffenen und Augenzeugen zu leisten.
Betroffene und Augenzeugen seelsorgerisch betreuen
Ob die Seelsorge und Krisenintervention zusammen mit der Feuerwehr ausrückt, ist im Einzelfall sehr verschieden und obliegt der Entscheidung der Leitstelle der Feuerwehr. So leistete Martens beim Wohnungsbrand in Jenfeld Anfang Mai keine Betreuung, anders bei dem schweren Verkehrsunfall in Poppenbüttel am 24. April. Hier waren viele Familien betroffen, viele wurden unfreiwillig zu Zeugen des Geschehens. Martens seelsorgerische Hilfe war hier sehr gefragt.
Vor ihren Einsätzen weiß sie nie genau, was sie erwartet. "Jeder Mensch reagiert in einer Notsituation anders", sagt sie. Zu Beginn sondiere sie die Lage, um zu erkennen, was nötig ist. Mal brauchen die Betroffenen einen Menschen an ihrer Seite, mal wollten sie sich ihren Kummer von der Seele reden. Manchmal gehe es um ganz praktische Dinge, etwa die Benachrichtigung von Angehörigen. Eines sei jedoch bei allen Einsätzen gleich: "Es hilft Betroffenen, über das Geschehene zu sprechen."