„Fast jeder schönt am Anfang seine Sucht“, sagt Frank R.. Spricht anfangs von einer halben Flasche Wodka pro Tag. Und räumt später ein, dass es häufig zwei Flaschen gewesen sind. "Das kennen wir, dafür wird niemand verurteilt."
Alkoholkranke Menschen brauchen andere, die sie mit ihrer Sucht annehmen. Ein Umfeld, in dem sie offen sprechen können. Das leisten Selbsthilfegruppen. Die Hamburger Diakonie schätzt, dass jeder Vierte allein durch sie und ohne Therapie lernt, mit der Krankheit umzugehen.
Männer sind stärker betroffen
Jedes Jahr holen sich mehr als 4.500 Alkoholabhängige in Hamburg Hilfe – in 50 Einrichtungen der Suchthilfe und knapp 400 Selbsthilfegruppen. Zwei Drittel von ihnen sind Männer. Die meisten haben zuvor täglich mehr als 120 Gramm Alkohol getrunken, etwa drei Liter Bier, zwei Flaschen Wein oder eine halbe Flasche Schnaps.
Bis sie sich ihrer Sucht stellen, verstreichen häufig Jahre. Jeder zweite Betroffene ist zwischen 46 und 60 Jahre alt. Druck von außen, etwa vom Arbeitgeber oder von der Partnerin ist manchmal sinnvoll, sagt Markus Renvert, Leiter der ELAS-Suchtselbsthilfe. „Doch ohne eigene Einsicht stehen die Erfolgschancen schlecht.“
Die Finanzierung wackelt
Sorgen bereitet der ELAS derzeit die Finanzierung der Arbeit. Erst vor vier Jahren strich die Gesundheitsbehörde Zuwendungen von 50.000 Euro, ein Drittel des Etats. Auch die Krankenkassen planen offenbar ihre Zuschüsse zu streichen.
Mit diesem Geld finanzierte ELAS bisher die Supervision für die Leiter der Selbsthilfegruppen. Denn auch sie brauchen Rat und Unterstützung. „Wenn die professionelle Begleitung wegfällt, leidet die Qualität“, sagt Renvert.
Geplant ist demnächst ein Spitzengespräch der Diakonie mit Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Auch mit Vertretern der Bürgerschaftsfraktionen wird die ELAS über die Zukunft ihrer Arbeit sprechen.