Sein Büro sieht nach Aufbruch aus. Spendendosen mit MOGO-Emblem stehen auf dem Tisch, eine Kiste mit T-Shirts daneben. Lars Lemke, 52, packt die Sachen für ein Helfer-Wochenende. Trägt Halstuch mit dem schwarz-gelben MOGO-Logo, Biker-Hosen und Stiefel.
Am späten Nachmittag wird er mit einer Helfergruppe zu einer Ausfahrt starten – der letzten vor dem großen Gottesdienst im und am Michel, zu dem 30.000 Biker aus ganz Deutschland und Europa kommen und bei dem 250 ehrenamtliche Helfer anpacken.
Seit 30 Jahren fährt er Motorrad
Doch noch parkt seine BMW-Tourenmaschine in der Tiefgarage des Dorothee-Sölle-Hauses in Altona, wo die MOGO-Geschäftsstelle ihren Sitz hat. „Dass ich MOGO-Pastor werden könnte, hatte ich nicht im Blick“, sagt er. 13 Jahre lang war er Gemeindepastor in Sinstorf, leitete danach ein Familienprojekt in Lübeck.
Als das auslief, fuhr er zum Personalgespräch – mit seiner BMW. Und wurde prompt gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, MOGO-Pastor zu werden. Lemke bewarb sich und bekam die Stelle, die zuvor zwei Jahre vakant gewesen war.
Die Aufgabe passt zu ihm. Seit 30 Jahren fährt er Motorrad, erinnert sich gerne an sein erstes Mokick und an Urlaubsreisen mit seiner Frau. Und er kann über den Glauben sprechen, ohne in pastorale Floskeln zu verfallen.
Er sieht sich als Begleiter
Eine Fähigkeit, die für seine Aufgabe wichtig ist. Denn die Gruppe der Biker ist gemischt, sagt er: „Von engagierten Christen bis zu solchen, die mit Glauben und Kirche nur wenig anfangen könnten.“
Sie verbinde jedoch, dass sie im Gottesdienst die Trauer über Verunglückte teilen und sich unter den Segen Gottes stellen möchten. Lemke sieht sich daher eher als ein Begleiter, der religiöse Erfahrungen ermöglicht. „Ich mache mich – im wörtlichen Sinn – gemeinsam mit den anderen Bikern auf den Weg.“
Für acht Jahre ist er im Amt. 25 Motorradgottesdienste gibt es in der Nordkirche, zum Teil werden sie von Pastoren, zum Teil von Motorradclubs organisiert. Er will eine Arbeit leisten, die über den Tag hinaus geht. Die die Biker-Gemeinde zusammen schweißt.
Die vielen Zuhörer sind für ihn kein Problem
Mit einem Glaubenskurs hat er bereits begonnen. Auch Motorradpilgern kann er sich vorstellen oder Diskussionsabende zum Thema Organspende.
Doch jetzt steht erst einmal die Predigt für den übernächsten Sonntag an. Den Rohbau hat er schon. An den Formulierungen feilt er noch. Von der Zahl der Zuhörer werde er sich nicht gefangen nehmen lassen, sagt er.
Trotzdem wird es aufregend werden, wenn er in dem Gottesdienst von Bischöfin Kirsten Fehrs in sein Amt eingeführt wird, bevor es später im Konvoi über die Autobahn nach Kaltenkirchen geht. Lemkes Tag endet nach dem Fest dort jedoch wieder am Michel – beim gemeinsamen Grillen mit den Helfern
MOGO am Michel
Zeit: Sonntag, 14. Juni, 12.30 Uhr. Danach Konvoi über die gesperrte A7 nach Kaltenkirchen
Ort: Hauptkirche St. Michaelis, Englische Planke