Kirchentag politisch Endspurt mit Debatten über Streik & Ökumene

Im Mittelpunkt der Diskussionen am Samstag standen dabei auch die Arbeitsbedingungen in den Kirchen selbst. Ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske verteidigte die Verfassungsbeschwerde seiner Gewerkschaft gegen ein umstrittenes Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts, das den Sonderweg bei der Festlegung der Arbeitsentgelte und -bedingungen für Mitarbeiter von Diakonie und Kirche grundsätzlich bestätigt hatte. Kirchentagspräsident Robbers appellierte bei der Diskussion mit dem Gewerkschaftschef an Kirche und Gewerkschaften, gemeinsam neuen Ideen zu entwickeln, um die derzeitige "Verhärtung" aufzulockern.

 

Thierse wünscht sich mehr Druck

Weiter stand das Thema Ökumene im Mittelpunkt. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) rief dabei evangelische und katholische Christen zu mehr Druck von unten zur Stärkung der Ökumene auf. "Ich wünsche mir eine Ökumene der Ungeduldigen", sagte der katholische Politiker. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, sagte, Ökumene sei kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. So könnten etwa in Ägypten derzeit katholische und evangelische Kirchen nur zusammen als Kirche überleben.

 

In vielen weiteren Veranstaltungen widmeten sich die Teilnehmer angelehnt an die Losung des Protestantentreffens "Soviel du brauchst" weiter Fragen der Gerechtigkeit. Die Spitzenkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl, Katrin Göring-Eckardt, prangerte einen "existenzbedrohenden Lebensstil" an. "Textilfabriken stürzen ein, weil wir das hundertste Billig-T-Shirt wollen", sagte die Politikerin mit Blick auf die Katastrophe in einer Fabrik in Bangladesch, bei der mehr als 500 Menschen ums Leben kamen.

 

Friedensgruppen stören Bibelarbeit

Proteste gab es am Sonnabend beim Auftritt von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). Seine Bibelarbeit im Hamburger Michel wurde von Kriegsgegnern und Friedensgruppen mit Zwischenrufen und Gesängen gestört. De Maizière forderte dabei, nicht "krampfhaft" Bezüge zwischen biblischen Texten und der Tagespolitik herzustellen.

 

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) betonte die Bedeutung des arbeitsfreien Sonntags. "Der Sonntagsschluss ist ein Geschenk der Gläubigen an die ganze Gesellschaft", sagte er bei einer Bibelarbeit.

 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, unterstrich die Bedeutung des Kirchentags als "Kreativstätte für Gemeinde und Kirche". "Soviel du brauchst - die Kirchentagslosung hat dazu geführt, dass wir auf vielfältige Weise über das rechte Maß unserer Bedürfnisse nachgedacht haben", sagte Schneider.

 

Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag geht am Sonntag mit einem Schlussgottesdienst im Stadtpark zu Ende. Das Treffen zog rund 120.000 Dauerteilnehmer und 35.000 Tagesgäste an.