Das ABC des Müßiggangs Einfach schlendern - lassen Sie sich treiben!

Müßiggang heißt das Zauberwort. Das kannten nicht nur die Romantiker im 19. Jahrhundert. Die hatten nämlich schon damals bemerkt, dass Auszeiten den Menschen näher zu sich selbst führen. Der Urlaub ist also eine Gelegenheit dafür, wieder mehr Tiefgang zu bekommen. „Da hilft zum Beispiel, einen Brief mit der Hand zu schreiben“, rät der Pastoralpsychologe. Dann beziehe man sich „mehr auf das Gegenüber und kommt auch näher an die eigenen Erfahrungen“ heran.

 

Mit Gefährten Urlaub machen

Wer Erlebnisse teilen kann, wird reicher an Erfahrung. „Wir brauchen das Gespräch von Angesicht zu Angesicht – um mit allen Sinnen wahrzunehmen“, erklärt der Therapeut. Weil die Gesprächspartner unbewusst mehr Dinge voneinander aufnehmen (Ausdruck, Gestik, Tonfall, Stimmung), bekommen sie mehr mit. Der Austausch wird intensiver.

 

Außerdem: "Gedanken, die ausgesprochen werden, verdichten sich beim Erzählen", sagt Kämpfer weiter. Das heißt, das Erzählte bekommt eine andere Realität. Und ist kein Urlaubsbegleiter dabei, tut es auch ein Tagebuch.

 

Einfach schlendern

Wer sich eine kleine Auszeit nimmt, um auf andere Gedanken zu kommen, dem rät Kämpfer sich zu bewegen und die gewohnte Umgebung zu verlassen. Zum Beispiel zu wandern oder Rad zu fahren. Die Erfahrungen zeigen, dass die äußere Bewegung auch etwas in der Psyche bewegt. Bloß kein Kilometerzählen daraus machen. Die Seele baumeln lassen hat etwas mit Schlendern zu tun – ein Gegengewicht zum schnellen Takt im Arbeitsleben.

 

„Trotzdem sind wir gesegnet in Deutschland“, sagt Pastoralpsychologe Kämpfer. In welchem anderen Industrieland gibt es fünf bis sechs Wochen Urlaub? In Japan und den USA erhalten die Angestellten nur rund zwei Wochen pro Jahr.

 

 

Horst Kämpfer ist Pastoralpsychologe und Therapeut. Er arbeitet in der Beratungsstelle für kirchliche Arbeit im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein