Frauengottesdienst Eine Martha von heute

Martha Zinn findet sich heute in ihrem Namen wieder

Als Kind hat sie sich zumeist als Martina vorgestellt, Rufname: Matti. Erst mit dem Studium kann sie zu ihrem – damals altmodischen – Namen stehen. Was es ihr heute bedeutet, so zu heißen – ein Gespräch mit der Sozialpädagogin Martha Zinn, 65, die beim Seniorenwerk des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein arbeitet.

Frau Zinn, wie sind Sie zu ihrem Vornamen gekommen?

Mein Vater wollte, dass ich Mina heiße – eine Kurzform von Wilhelmine. Doch meine Mutter war strikt dagegen. Sie kam aus dem Erzgebirge, wo der Namen als „Minna“ ausgesprochen wurde. Das war damals auch der Name für eine Küchenmaschine. Also einigten sie sich auf Martha.

Der Name stand 1903 auf Platz eins der beliebtesten Namen. 1950, als sie geboren wurden, war er out. Haben Sie das zu spüren bekommen?

Wenn ich neu irgendwohin kam, haben die anderen Fratzen gezogen. Ich selbst fand, dass er dumpf klang. Nicht so leicht wie etwa Uschi oder Gisela (lacht). Meine Mutter riet mir, mich als Martina vorzustellen. Im Ruhrgebiet, wo wir damals wohnten, wurde ganz schnell Matti draus. Und so wurde ich gerufen, bis ich Anfang 20 war.

Was veränderte sich?

Damals kam ich nach Hamburg zum Studium. Mein Name war etwas besonderes. Ich stellte mich allen, die ich neu kennenlernte, als Martha vor.

Haben Sie sich mit der Figur der Marta in der Bibel beschäftigt?

Schon, aber der Name hat mich nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt. Ich denke, dass jede Frau beide Seiten in sich trägt: die der Maria, die den Moment mit Jesus genießt und die der Marta, die aktiv und pflichtbewusst ist. Später fand ich eine Darstellung der Marta als Drachenkämpferin. Einer Legende nach zog sie nach dem Tod Jesu mit ihrer Familie nach Frankreich und bezwang dort einen Drachen.

Welcher Anteil überwiegt bei Ihnen?

Ich gehöre eher zur Marta-Seite, weil ich Sachen gerne anpacke. Seit 30 Jahren beschäftige ich mit dem Thema Älterwerden. Da wird einem sehr schnell klar, wie wichtig es zugleich ist, den Augenblick zu genießen, wie Maria. Auch das kann ich sehr gut, zum Beispiel beim Segeln. Ich liebe die Stille auf dem Wasser.

Und was denken Sie heute über Ihren Namen?

Es ist ein Name für eine gestandene Frau. Eine, die angekommen ist. Er drückt Reife aus, steht für mich für ein erfülltes Leben. Ich fände es heute komisch, wenn ich Uschi hieße (lacht).

Die Martha-Geschichten in der Bibel stehen in Lukas 10, Vers 38-42 und Johannes, 11

Bundesweiter Frauensonntagsgottesdienst

Ort: St. Jakobi-Kirche, Jacobikirchhof 22, Hamburg
Zeit: 31. Mai 2015, 10 Uhr, Einlass bis 9.30 Uhr.
Predigt:
Bischöfin Kirsten Fehrs. Durch den Gottesdienst leitet Hauptpastorin Pröpstin Astrid Kleist

Der Gottesdienst wird auf NDR-Info übertragen.