Wenn die Gemeinde alle sechs Wochen Gottesdienst mit Mensch und Tier feiert, kommen bis zu 100 Besucher, viele bringen ihre Hunde mit. Auch Katzen sind manchmal dabei und Meerschweinchen. „Ich glaube an den guten Hirten für Mensch und Tier“, heißt es in dem Glaubensbekenntnis, das sie gemeinsam beten.
Dazu stehen sie allerdings nicht auf. Die Hunde könnten das missverstehen – als Startsignal, dass es jetzt wieder nach draußen geht. Nach dem Gottesdienst kommen die Besucher zum veganen Büffet und zum Austausch zusammen.
Die Gemeinde ist auf Tiere eingestellt und tritt für deren Rechte ein. Damit schließt sie eine Lücke. „Wer zu uns kommt, genießt die Möglichkeit den Glauben mit seinem tierischen Begleiter zu erleben“, sagt Janke, 55.
Vor sechzehn Jahren kam er als Pastor nach Langefelde. Immer wieder sei er als Seelsorger gefragt gewesen, wenn es um Tierrechte ging. „Angesichts von Massentierhaltung und Tierquälerei in Versuchslaboren fühlen sich die Menschen ohnmächtig“, sagt er. „Sie verstehen nicht, warum die Kirche nicht dagegen kämpft.“
Das will er ändern. „Tiere haben ihre eigene Würde, sind Geschöpfe Gottes. Der Mensch ist ihnen nicht überlegen“, sagt er. Janke engagiert sich daher bei der bundesweit tätigen Tierrechtsorganisation AKUT, der „Aktion Kirche und Tiere“.
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Als Gemeindepastor vermittelt er Tiere in Not weiter, hält mit Tierheimen Kontakt, segnet Gnadenhäuser, in denen etwa Katzen eines natürlichen Todes sterben können. Die „Kirche zum guten Hirten“ wirbt damit, dass Tiere zu allen Veranstaltungen mitgebracht werden dürfen.
Als ausgebildeter Trauerbegleiter bietet Janke darüber hinaus Seminare für Menschen an, die ein Tier verloren haben: „Das ist für viele genauso schmerzhaft wie der Verlust eines nahen Menschen.“ Ihre Trauer würde jedoch häufig belächelt. „Bei uns darf sie sein und wird wertgeschätzt.“
Inzwischen sind er und die Gemeinde weit über die Grenzen Hamburgs bekannt. Besucher aus Lüneburg, Cuxhaven oder Kiel kommen zu den Gottesdiensten mit Mensch und Tier. 2012 wurde Janke von der Tierrechtsorganisation „peta“ als tierfreundlichster Pastor ausgezeichnet. Derzeit absolviert Mona Bürger, eine junge Theologin aus Münster, ihr sechswöchiges Gemeindepraktikum hier. Auch sie hat das Tierschutz-Engagement der Gemeinde hergeführt.
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Janke kritisiert, dass die evangelische Kirche dem Thema noch zu wenig Aufmerksamkeit widmet. Auch die Theologie fange jetzt erst an, sich damit zu beschäftigen. Fortschrittlicher seien da die Katholiken. So forscht an der Universität Münster das „Institut für theologische Zoologie“. Janke wünscht sich auch in der evangelischen Kirche einen Beauftragten für die Ethik im Umgang mit Tieren.
"Denn von artgerechten Lebensumständen der Tiere profitieren auch wir", sagt Janke – ob es um Antibiotika-Resistenzen bei Menschen geht, die in der Nähe von Massenställen leben. Oder um die zum Teil menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen. Janke: „Die Kirche muss sich auf diesem Feld bewegen, wenn sie glaubwürdig bleiben will.“
Tölpel drängt es nach draußen. Der Münsterländer-Mix , der nach dem Hund Luthers benannt ist, sei so etwas wie eine „Pastorentochter“, so Janke. Wenn er mit seiner Frau Motorrad-Urlaub macht, fährt Tölpel im Beiwagen mit. Kinder haben sie keine. Den Vorwurf Haustiere zu sehr zu vermenschlichen, kann er nicht nachvollziehen: „Man beschränkt sich selbst, wenn man nur die Realität der Menschen zulässt.“
Links & Downloads
Zusammenleben – Teil 1: Zwei Nationen unter einem Dach
Zusammenleben – Teil 2: Obdach in der Idylle
Zusammenleben – Teil 3: Über den Dächern der Hafencity
Zusammenleben – Teil 4: Die Theatertruppe "Meine Damen und Herren"