Die acht Winter-Wohncontainer im Kirchengarten werden zum Monatsende abgebaut. Die 24 Bewohner sollen auf reguläre Unterkünfte der Stadt in Farmsen, Volksdorf und am Rübenkamp verteilt werden. Wilm nannte die Zusammenarbeit mit der zuständigen Sozialbehörde "konstruktiv".
Zugleich appellierte er an den Senat, den Flüchtlingen ein Bleiberecht aus humanitären Gründen zu gewähren und ihnen Praktika und Arbeit anzubieten. Die St. Pauli-Kirche werde Treffpunkt bleiben und weiterhin Sprachkurse und soziale Aktivitäten anbieten.
"Nach drei Wochen Dauerregen im Mai 2013 herrschte Ausnahmezustand für die Flüchtlinge", sagte der Pastor. Es sei ein Gebot christlicher Nächstenliebe gewesen, die Türen der Kirche zu öffnen. Was dann folgte, nennt Wilm "gelebte Willkommenskultur".
Ein ganzes Netz von kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren sorgte für Verpflegung, medizinische Versorgung, soziale Betreuung und juristische Beratung. Es gab Sportangebote, Nachtwachen und Deutschunterricht, zu 95 Prozent ehrenamtlich. Die älteste Deutschlehrerin war 82, die jüngste 20.
Nie zuvor seien Flüchtlinge in Hamburg so selbstbewusst auf die Straße gegangen und hätten versucht, ihre Rechte einzuklagen. Darauf habe der Senat "wenig werbewirksam und ungeschickt" reagiert, sagte Wilm. Kirche und Bürger in St. Pauli hätten dagegen "gespürt, wie stark wir sind." Wilm: "Hier entstand eine Bürgerbewegung - und der Senat merkt es nicht."
Am 2. Juni 2013 hatte die St. Pauli-Gemeinde Flüchtlinge aus Libyen aufgenommen und ihnen Obdach gewährt. Die Westafrikaner waren Ende 2012 über Italien nach Hamburg gekommen und hatten zunächst Unterkunft im Winternotprogramm der Stadt erhalten. Als dieses Ende April 2013 auslief, lebten die etwa 300 Männer auf der Straße. Die Gruppe begann sich zu organisieren und forderte unter dem Namen "Lampedusa in Hamburg" Bleiberecht.
Etwa 80 von ihnen schliefen in der Kirche, manchmal seien es auch 120 gewesen, sagte Wilm. Zum Winterbeginn 2014 wurden in der St. Pauli-Kirche acht Wohncontainer für 24 Flüchtlinge aufgestellt, weitere Container für insgesamt 52 Flüchtlinge standen in den Kirchengemeinden von Iserbrook und Ottensen. Wo der Rest der Flüchtlingsgruppe untergekommen sei, wisse er nicht, sagte Wilm.