Offene Kirchen Eine Chance für kirchenferne Sucher

„Man kann als Kirchenhüter sehr viel falsch machen. Trotzdem ist es gut, dass es sie gibt,“ sagt Diakonin Hilte Rosenboom, die an der Hauptkirche St. Petri derzeit einen ehrenamtlichen Hüterkreis für die Adventszeit aufbaut. Die offenen Kirchen brauchen Freiwillige, die hier ihre Auszeit nehmen und selbst für zwei, drei Stunden die Stille genießen. „Die wenigsten Besucher, die mal kurz hereinschauen, wollen angesprochen werden“, berichtet Rosenboom. Seit einem Jahr bietet sie als Beauftragte des Kirchenkreises Hamburg-Ost Fortbildungen für Kirchenhüter an und berät Kirchengemeinden.

 

Ihrer Erfahrung nach suchen kirchenferne Menschen in bestimmten Situationen eine neue Verbindung zur Kirche. Sie wollen in dem sakralen Raum einfach nachdenken, weil sie beispielsweise in einer existentiellen Krise stecken oder eine wichtige Entscheidung fällen müssen.

 

Offene Kirchen sind in Hamburg ein heißes Eisen, weiß die Diakonin. Denn es verlangt einer Kirchengemeinde einiges an organisatorischem Geschick ab, ihre Gotteshäuser regelmäßig zu öffnen. Nichts ist schlimmer, als wenn Hilfesuchende vor verschlossenen Türen stehen. Aus den Gästebüchern geht hervor, was die Kirchenbesucher bewegt. Viele bedanken sich, dass die Kirche offen sei – weil die Betroffenen nicht mehr wussten, wohin sie gehen sollten in ihrer Not.

 

Diakonin Rosenboom will offene Kirchen und Kirchenhüter vernetzen in Hamburg. Und sie möchte die Freiwilligen stärken. „Es braucht Kirchenhüter, die präsent sind, die freundlich sind, sich aber auch zurückziehen können, nach einem kurzen Zunicken oder einem Gruß. Oder die auch mal Grenzen setzen, etwa wenn jemand in der Kirche essen will und dies andere stört.

 

Offene Kirchen werden überall besucht, wo Menschen unterwegs sind. Eine Erfahrung, die auch die Kirchenhüter der Kulturkirche St. Johannis in Altona bestätigen. St. Johannis liegt nicht im Rummel einer Fußgängerzone oder an einer S-Bahnstation, dennoch kommen an einem Sonntagnachmittag mehr als 30 Gäste. Mancher sucht sogar ein geistliches Gespräch.

 

Eines kann Hilte Rosenboom aber nicht ausstehen, der verengte Blick auf den Kirchenbesucher, besonders Schilder mit dem Text: Offen für das stille Gebet. „Lernen Sie einen neuen Blick auf den Besucher!“ Viele wüssten gar nicht, wie sie beten sollen. Solche Schilder schließen Menschen jedoch aus, die beispielsweise ein kunstgeschichtliches Interesse haben oder einfach nur in sich gehen wollen.

 

 

 

Die nächste Fortbildung für Kirchenhüter bietet Diakonin Hilte Rosenboom am 22. September 2012, von 15 - 18 Uhr an. Gastgeber ist die St. Gertrudkirche in Winterhude. Anmeldung und Infos: h.rosenboom@kirche-hamburg-ost.de, Tel. 040 - 51 90 00-855; Mobil 0176 - 11 43 20 52.