Gottesdienst am Welttag der Suizidprävention Eine Aufforderung, aufmerksam hinzuschauen und zuzuhören


Suizid ist in Deutschland eine der häufigsten Todesursachen. Im Jahr 2023 haben sich mehr als 10.000 Menschen in Deutschland das Leben genommen. Damit sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen zusammen. Am 10. September, dem Welttag der Suizidprävention, gibt es mit Angehörigen und allen, die das Thema Suizid bewegt, einen Gedenkgottesdienst. 

Der Gottesdienst wird vorbereitet von Angehörigen, Trauerbegleiter*innen und Fachleuten der psychosozialen Medizin unter der Leitung von Pastorin Lisa Tsang. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zu Gesprächen im Südschiff. Begleitend zum Gottesdienst ist eine informative Ausstellung von Ole Tübben zum Thema zu sehen. 

Ins Gespräch kommen, gut zuhören, Hilfe anbieten

Die Andacht ist neben dem Gedenken und dem Ort für Trauer auch eine Aufforderung, aufmerksam hinzuschauen und zuzuhören. „Wenn Menschen Suizidgedanken äußern, ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und nicht zu relativieren, was sie dazu bewegt, suizidal zu denken“, sagt Pastorin Lisa Tsang. „Suizid ist immer ein Ausdruck großer innerer Not.“ Als Gegenüber sollte man das in jedem Fall ernst nehmen, ein Gespräch anbieten und professionelle Hilfe suchen. 

Hamburg hat neues Netzwerk zur Suizidprävention

Diese Hilfe findet sich bei Beratungs- und Anlaufstellen für Suizidprävention. Aus etwa 30 von ihnen hat sich seit dem vergangenen Jahr ein Netzwerk für Hamburg gebildet. Die Schirmherrschaft hat Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer übernommen. Am 10. September stellt sich das Bündnis von 14 bis 17 Uhr vor der Kirche St. Petri vor.

Junge Menschen spazieren - Copyright: U25
Bei „U25“ bekommen suizidgefährdete Menschen unter 25 Jahren eine anonyme, kostenlose Online-Beratung von Gleichaltrigen, die professionell für die Arbeit ausgebildet wurden.

Initiatorin des Netzwerks ist Nina von Ohlen. Sie leitet seit zehn Jahren die Beratungsstelle U25 bei dem Verein In Via Hamburg. „U25“ ist eine anonyme, kostenlose Online-Beratung für suizidgefährdete Menschen unter 25 Jahren. Die ehrenamtlichen Beratenden sind in etwa gleich alt  und/oder haben selbst Erfahrungen mit Suizid gemacht. 

Sie werden über ein halbes Jahr lang bei U25 für die ehrenamtliche Tätigkeit ausgebildet. 20 bis 25 Berater*innen arbeiten bei U25. Jede*r von Ihnen hat zwei bis fünf Kontakte, also Personen, mit denen sie regelmäßig per Email kommunizieren. 150 Personen finden pro Jahr bei der Beratungsstelle ein Gegenüber, das ihre Gefühle und geäußerten Gedanken ernst nimmt. Pro Jahr sind es mehr als 3.000 Emails, die versendet werden. 

Über Suizidgedanken sprechen und das Thema enttabuisieren

„Bei U25 geht es darum, eine Beziehung zu den Betroffenen aufzubauen und ihnen den Raum anzubieten, dass ihre Suizidgedanken ausgesprochen werden dürfen“, sagt Nina von Ohlen. Wichtig in der Beratung sei außerdem die Authentizität, denn nur so können beratende Person und betroffene Person einen Bezug zueinander aufbauen.

Für die Arbeit von U25 sowie andere Suizidpräventions-Angebote und vor allem für die Betroffenen ist es wichtig, dass das Thema enttabuisiert wird. Gut zuhören, miteinander sprechen, Rückfragen wie „Seit wann hast du solche Gedanken?“ oder „Magst du mir mehr darüber erzählen?“, können bei den Betroffene schon für etwas weniger Leidensdrucks sorgen. Für sehr nahestehende Personen sei es manchmal verständlicherweise schwierig, solche Gespräche zu führen, sagt Nina von Ohlen. Auch deshalb sei externe professionelle Beratung so wichtig. Das Hamburger Netzwerk für Suizidprävention möchte schon bald eine Internetseite veröffentlichen die Informationen und Kontakte in der Hansestadt bündelt. In Berlin gibt es eine solche Seite und das dazugehörige Netzwerk schon länger. 

„Außerdem ist es wichtig, dass Suizidprävention strukturell in alle Arbeitsbereiche wie die Jugendhilfe oder Schule implementiert wird“, sagt Nina von Ohlen. „Jeden Tag nehmen sich in Deutschland mehr als 25 Menschen das Leben. Und die Zahlen steigen leider.“ Lag die Zahl der an Suizid Verstorbenen seit einigen Jahren unter 10.000, sind es im Jahre 2022 etwa 10.119 gewesen.  

Gottesdienst und Hilfe

Gottesdienst zum Welttag der Suizidprävention
Dienstag, 10. September, 18 bis 19 Uhr in der Hauptkirche St. Jacobi

Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sprechen Sie mit nahestehenden Menschen darüber. Hilfe bietet auch die Telefonseelsorge, anonym und kostenlos unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222, zudem ist über www.telefonseelsorge.de eine Online-Beratung möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen bietet die Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: www.suizidprophylaxe.de

Nutzen sie auch die Seelsorge-Angebote von Kirche und Diakonie. Mehr erfahren Sie auf unserer Themenseite.