Wer über Jahre hinweg harte Drogen nimmt, altert schneller. Das harte Leben in der Drogenszene mit Phasen von Obdachlosigkeit fordert seinen Preis. Alterskrankheiten wie Diabetes mellitus, Osteoporose und Demenz setzen in der Regel früher ein als bei anderen. Für ihre Untersuchung haben die Suchtexperten die "Seniorengrenze" bei 45 Jahren angesetzt, weil Drogenabhängige von ihrer körperlichen Verfassung her rund 20 Jahre älter sind als andere.
Dass Konsumenen illegaler Drogen immer älter werden, liegt vor allem an der besseren Gesundheitsversorgung. Insbesondere die neuen Behandlungsmethoden für HIV-Infizierte und Aidskranke haben das Sterberisiko verringert.
Die Wohnsituation ist für die meisten älteren Drogenabhängigen zufriedenstellend. 83 Prozent der Frauen und 71 Prozent der Männer leben in einer eigenen Wohnung. Bei den Jüngeren unter 45 Jahren sind es nur 56 Prozent. Allerdings nimmt mit dem Alter die Einsamkeit zu. Etwa 65 Prozent der älteren Drogenkonsumenten sind alleinstehend, Frauen seltener als Männer. Unter den festen Beziehungen hat jeder zweite einen Partner oder Partnerin mit Suchtproblemen.
Nur zwölf Prozent der älteren Drogenabhängigen haben einen Vollzeit-Job. Etwa zwei Drittel sind arbeitslos gemeldet. Rund zehn Prozent leben in einer Einrichtung. Elf Prozent gaben zu, illegal Geld zu verdienen wie etwa durch Drogenhandel. Etwa zwölf Prozent der Frauen über 45 Jahre arbeiten noch als Prostituierte. Die Prognose für die Rente ist düster: Weil die meisten nicht erwerbstätig sind, haben sie kaum Rentenansprüche.
Aus den Befragungen der älteren Drogenabhängigen geht deutlich hervor, dass die meisten auch weiterhin eigenständig leben wollen. Geeignet ist dafür eine ambulante Pflege. Problematisch ist allerdings, dass eine Haushaltshilfe nur dann von den Pflegekassen bezahlt wird, wenn eine körperliche Einschränkung bescheinigt wird. Folgen der Drogensucht werden von den Kassen bislang nicht anerkannt.
Weitaus schwieriger wird es noch, wenn die Betreuung in einem Heim notwendig wird. Die Alten- und Pflegeheime sind ausgerichtet auf Hochbetagte und Demenzkranke. Ein Pflegeheim, das diese verhältnismäßig jungen Drogenkonsumenten aufnimmt und angemessen versorgt, gibt es in Hamburg noch nicht. Unklar ist vor allem, wer für sie zuständig ist: Soll die Drogenhilfe ihr Angebot auf ältere Junkies ausdehnen, oder müssen sich die Pflegeeinrichtungen auf Drogenabhängige vorbereiten? Der neue Arbeitskreis "Sucht und Alter" soll die Frage klären.
Die Studie entstand aus Untersuchungen der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen im Zusammenarbeit mit dem Uni-Zentrum für Suchtforschung untersucht. Dafür wurden unter anderem Interviews mit Betroffenen sowie mit Experten/innen aus dem Hilfesystem geführt und die aktuellen Zahlen ausgewertet.
epd/ap (www.kirche-hamburg)