Vor 15 Monaten bin ich nach Deutschland geflohen. Wegen meines christlichen Glaubens war ich nicht mehr sicher im Iran. In Teheran war ich Chefin eines Sprachinstituts für Englisch. In Hamburg arbeite ich als Dolmetscherin für geflüchtete Frauen.
Ich versuche, so oft wie möglich Deutsch zu sprechen. Denn die Sprache ist der Schlüssel. Ohne sie kannst du nicht selber Termine bei Arzt machen oder dein Kind für die Schule anmelden. Das merken die vielen Frauen, die ich begleite.
Der Alltag ist mühsam für sie. Vor allem für Frauen aus Afghanistan, die nicht zur Schule gehen durften. Sie können kaum lesen und schreiben. Solange sie keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben, steht ihnen kein Deutschkurs zu.
Einige leben seit zwei Jahren in einem Zimmer mit ihrer Familie. Sie machen alles, sorgen für die Kinder, den Haushalt. Auf ihre Männer können sie sich häufig nicht verlassen. Das führt zu Konflikten. Und zu Zukunftsängsten. Sie frage sich: Wie soll ich das alles schaffen – eine Wohnung finden, einen Job? Dann sage ich immer, lerne Deutsch, auf welchem Weg auch immer.
Im Projekt Kita-Rückzugsräume unterstützen Ehrenamtliche die Frauen dabei. Sie üben erste Sätze wie: „Wie heißt du?“ und „Woher kommst du?“ Sie sind so motiviert zu lernen! Wenn man die Sprache kann, geht alles einfacher. Man kann sein Leben selber in die Hand nehmen.
Aida möchte nicht mit vollem Namen und Bild im Internet zu finden sein. Ihr Mann und ihre beiden Kinder leben noch im Iran. Sie engagiert sich im Projekt „Kita-Rückzugsorte“ des Kitawerks Altona-Blankenese, das am vergangenen Wochenende mit dem Initiativpreis „Nordstern“ der Nordkirche ausgezeichnet wurde.