Sie will zu Fuß ihr neues Arbeitsfeld erkunden. Denn St. Jacobi ist zwar eine Citykirche. Doch das Münzviertel südlich des Hauptbahnhofs und der gesamte Stadtteil Hammerbrook gehören dazu – mit ihrem je eigenen Profil. „Ich möchte Menschen treffen, die dort zuhause sind, damit ich mir ein besseres Bild machen kann“, sagt sie.
Rund 900 Mitglieder hat die Gemeinde. Aus der ganzen Stadt kommen sie nach St. Jacobi. Die Gottesdienste und Andachten, das Pilgerzentrum, die Kirchenmusik und das Gebäude mit seinem reichen Kunstschatz ziehen sie an.
Lisa Tsang wird unter anderem für die Koordination der Freiwilligen zuständig sein. Dazu gehören die „Kirchenhüter“, die es ermöglichen, dass die Kirche täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet hat. Auch Gottesdienste, Diakonie und Seelsorge zählen zu ihren Aufgaben.
Der Zeitpunkt für einen Neubeginn im Gemeinde-Team mit drei Pastoren ist günstig. Im Februar nimmt der neue Kantor Gerhard Löffler seine Arbeit auf und löst Kirchenmusikdirektor Rudolf Kelber nach 33 Jahren ab.
Der Kirchengemeinderat wählte sie einstimmig
Als sie gefragt wurde, Nachfolgerin von Patrick Klein zu werden – er ist seit September 2015 Hamburger Polizeiseelsorger – war Tsang nicht abgeneigt: Mit St. Jacobi ist sie seit ihrer Jugend vertraut, sie hat zu Schulzeiten in der Kantorei gesungen. Nach ihrer Vorstellung im Kirchengemeinderat verzichtete der auf eine Ausschreibung und wählte sie im Oktober 2015 einstimmig.
Aufgewachsen ist Lisa Tsang in einem Pastorenhaushalt, größtenteils in Wilhelmsburg. Geboren wurde sie in Honkong, ihr Vater war Chinese. Nach ihrem Studium in Hamburg und Tübingen hatte sie jedoch erst einmal genug von der Theologie. Drei Jahre arbeitete sie in der Medienbranche. Danach entschied sie sich doch für ein Vikariat, bekam eine Stelle in Farmsen und wusste bald: „Das ist es“.
Seit 1994 hat sie in verschiedenen Gemeinden und auf übergemeindlichen Stellen gearbeitet: Im Amt für Öffentlichkeitsdienst der damaligen Nordelbischen Kirche in Hamburg, als Projektpastorin in der Altenheimseelsorge in Bargteheide.
Das schwerste Jahr ihrer Laufbahn
Nach der Geburt ihres dritten Kindes übernahm sie 2007 für fünf Jahre eine Stelle als Pastorin in Ahrensburg. In dieser Zeit wurden die Missbrauchsfälle in der Gemeinde öffentlich. „Das war das schwerste Jahr meiner pastoralen Laufbahn“, sagt Tsang im Rückblick.
In den letzten Jahren koordinierte Lisa Tsang Vertretungsdienste im Kirchenkreis und sprang ein, wenn Pastoren kurzfristig ausfielen. Parallel ließ sie sich zur Supervisorin ausbilden.
„Ich bin mit Liebe und Hingabe Pastorin“, sagt Lisa Tsang. Sie freut sich auf die Arbeit in dieser besonderen City-Gemeinde, deren Besucher nicht von allein kommen, sondern mit besonderen Themen gelockt werden wollen.
Ideen dafür hat sie schon. So möchte sie in Zukunft regelmäßig spirituelle Angebote machen, zu Stille und Meditation anleiten. Aber auch über Themen sprechen, die Menschen etwa in der Lebensmitte beschäftigen. „Ich stelle mir St. Jacobi als einen Ort vor, an dem man zu innerer Klarheit gelangen kann.“
Gottesdienst mit Einführung
Zeit: Sonntag, 24. Januar, 10 Uhr
Ort: Hauptkirche St. Jacobi Steinstraße