Pastor Robert Zeidler von der Jugendkirche hat das Projekt Die letzte Reise“ für Konfirmanden-Gruppen entwickelt. Im November hatte er 22 Gruppen mit Jugendlichen von Blankenese bis Norderstedt zu Gast in der Jugendkirche, um mit ihnen ihre Koffer für die letzte Reise zu packen. Zuvor hatten sich die Jugendlichen in den Konfirmandengruppen intensiv mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. In der Jugendkirche werden die angehenden Konfirmanden bei Kerzenschein empfangen und nach einer Fantasiereise geht es ans Kofferpacken. Dieses Bündel an Wünschen und Hoffnungen tragen sie dann durch einen acht Meter langen schwarzen Tunnel in den hell erleuchteten Altarraum. Dort können sie alle Koffer besichtigen und sich über ihre Jenseitsvorstellungen und die biblischen Geschichten dazu austauschen. Eine gemeinsame Andacht schließt den Abend ab.
Frage: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Zeidler:
Irgendwo hatte ich mal von einer Ausstellung gehört, bei der Menschen einen Koffer für ihre letzte Reise (ins Jenseits) packen sollten. Ich fand, das wäre für die Jugendlichen eine gute Idee, um über das Thema Tod und Jenseits ins Gespräch zu kommen. Das Packen eines Koffers ist für Jugendliche näher dran als eine abstrakte Diskussion über das Jenseits. Darüber habe ich dann mit einzelnen Hauptamtlichen der Jugendarbeit (Kirchengemeinden) gesprochen. Am Ende sind wir dann noch auf die Idee mit dem Hörspiel als Einstieg gekommen, das hören sich die Jugendlichen an, um dann selbst zu überlegen, welche Wünsche und Hoffnungen sie haben, was nach dem Tod kommen könnte.
Frage: Gab es Befürchtungen, dass die Jugendlichen mit dem Thema Tod überfordert sind?
Zeidler:
Ja, es gab diese Befürchtungen und wir wollten sogar mit einer Auffangstation vorbeugend sicher gehen. Aber die Konfis haben die Chance, sich mit dem Tod auseinander zu setzen souverän genutzt, ohne darüber deprimiert zu werden. Und wenn man sich die Galerie der Koffer in der Kirche anschaut: Sie ist fantastisch. Bis auf zwei (!) konnten sich bisher alle auf die Aktion einlassen und haben spannende, auch lustige, persönliche und intime Koffer gepackt.
Frage: Wie gehen die Jugendlichen mit Trauer um?
Zeidler:
Es ist sehr bewegend für die Jugendlichen. Ein Konfi (bei dessen Mutter gerade Krebs diagnostiziert worden ist) sagte: Ich fand die Einheit klasse. Sie hat mich angeregt, ohne mich traurig zu machen!“
Frage: Kein Gekicher?
Zeidler:
Doch gab es auch. Aber die allermeisten Gruppen sind sehr ernst und konzentriert dabei. Sie folgen der Fantasiereise und packen ihre Koffer.
Frage: Was haben die Jugendlichen denn so eingepackt?
Antwort:
Also erst einmal könnten sich die Inhalte in allen großen Kunstausstellungen wiederfinden, das habe ich den Konfis auch gesagt. Und was sie einpacken, ist einfach spannend: - Die Stimme meiner Mama – Fernglas - Persönliches Kissen, das die verstorbene Oma gestickt hat - Erinnerungen an meine Freunde und Familie - Mein Tagebuch - Einen Zettel mit all den liebevollen Sätzen, die mir gesagt wurden - Schöne Düfte, die Erinnerungen wecken – Das Meer – Die Sonne.....und und und. Meistens trauen sich die Konfis auch etwas zu ihren Koffern zu sagen - und es entspinnen sich auch interessante Diskussionen zu den einzelnen Themenkreisen, wo sich die Koffer und die biblische Überlieferung treffen.
Frage: Was hat Sie am meisten erstaunt?
Zeidler:
Was mich wirklich immer wieder erstaunt. Wie intensiv und bewegend diese Fantasiereise für die Schüler, aber auch für mich ist. Es ist spielerisch und ernst zugleich und sehr persönlich. Und die Konfis sind wirklich ausgesprochen aufmerksam, wenn sie spüren, dass das, was sie bewegt, auch in der Bibel wieder zu finden ist. – Deswegen wird es im nächsten Jahr wohl auch eine Fortsetzung geben.
Interview: Mechthild Klein (kirche-hamburg.de)