Bischöfin Kirsten Fehrs wird den ökumenischen Gottesdienst am Gipfel-Sonnabend gemeinsam mit Hamburgs Erzbischof Stefan Heße und anderen leiten. Was sie dazu bewogen hat, sich dem Bündnis "Hamburg zeigt Haltung" für die darauf folgende Demonstration anzuschließen, schildert sie in ihrem Statement weiter unten auf dieser Seite.
Die kommenden Veranstaltungen des kirchlichen Begleitprogramms zu G20 finden Sie hier
Sich im Protest zusammenschließen
Ich denke, wenn wir uns als Kirche auf Jesus Christus berufen, können wir uns nur kritisch zu G20 als dem Forum der mächtigsten und reichsten Nationen positionieren, die die Hauptverantwortung für den Zustand der Welt tragen. Sich kritisch zu positionieren hieße dann auch zusammenzuarbeiten mit anderen kritischen gesellschaftlichen Gruppen und keine Berührungsängste zu haben, sich im Protest zusammenzuschließen.
Diakon Johannes Affeld – Bodelschwingh-Haus – Hilfen für Wohnungslose
Christinnen gegen Ausbeutung
Die G20-Mitgliedsstaaten erwirtschaften nach eigenen Angaben 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf der Welt. Sie kontrollieren maßgeblich den Handel und repräsentieren 60 Prozent der Weltbevölkerung. Deutschland ist Teil dieser Machtkonzentration.
- Die Investitions- und Wachstumsmodelle der G20-Staaten verantworten den Klimawandel.
- Sie tragen dazu bei, dass fast 800 Millionen Menschen weltweit hungern.
- Mehr als 65 Millionen Menschen sind auf der Flucht, während die Rüstungsindustrie boomt und die „Hardware“ hierfür liefert.
Christ*innen engagieren sich weltweit gegen alle Formen der Ausbeutung und für Fairen Handel, gegen die Verletzung von Menschenrechten, gegen Kriegsgeschäfte und für Demokratie und Frieden, gegen die Ausbeutung der Natur und für den Klimaschutz.
Während des G20-Gipfels können wir in unserem eigenen Land aktiv werden und mit klaren Worten gegen die Mächte und Interessen von Ausbeutung und Zerstörung protestieren.
Liz Kistner und Pastor Klaus Täger – Bramfelder Laterne, Infozentrum Globales Lernen
Afrika im Blick behalten
Im Hinblick auf die kommende G20-Sitzung in Hamburg müssen die Interessen der ärmeren Länder zum Thema werden. Die Kirche soll die Chancen auf eine offene Debatte zwischen staatlichen und den sogenannten Non-State-Actors fördern.
Aus afrikanischer Sicht ist es bemerkenswert, dass zum ersten Mal Nicht-Regierungs- Organisationen und viele Institutionen in die Debatten mit einbezogen werden. Es ist wichtig zu klären, wie die sehr ambitionierten Ziele der G20-Präsidentschaft zu erreichen sind. Wenn die Mechanismen der Zielerreichung nicht deutlich sind, wird der afrikanische Kontinent weiterhin der große Verlierer im Globalisierungsprozess bleiben.
Pastor Peter Sorie Mansaray – Afrikanisches Zentrum Borgfelde
Für eine offene Gesellschaft eintreten
Viele Themen, die auf dem G20-Gipfel diskutiert werden sollen, berühren unsere kirchlichen Kernthemen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Ganz wichtig ist es uns auch, denen eine Stimme zu geben, die nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Podiumsdiskussionen, Aktionen und Ausstellungen sollen diese Anliegen in die Öffentlichkeit bringen, begleitet von Gottesdiensten und Friedensgebeten. Ein breites kirchliches Bündnis ruft dazu auf.
Persönlich habe ich mich dem Aufruf „Hamburg zeigt Haltung“ angeschlossen, gemeinsam mit Landespastor Ahrens, Erzbischof Heße und Pastor Onnen von der ACK Hamburg. Auch dieser Aufruf richtet sich nicht gegen G20 selbst, wohl aber gegen die autoritäre und menschenrechtsverletzende Politik, für die manche Gipfelteilnehmer stehen. Dagegen wollen wir am 8. Juli unsere Stimme erheben und für Demokratie, Pressefreiheit und eine offene Gesellschaft eintreten.
Kirsten Fehrs – Bischöfin für Hamburg und Lübeck der Nordkirche