Mitte Juni hat er sein Amt angetreten, ein halbes Jahr nach seiner Wahl. Mehr als zehn Jahre war Bräsen Pastor der St. Gertrud Kirchengemeinde in Uhlenhorst und Hohenfelde. Bis zum Sommer noch wird er mit seiner Frau und den Kindern dort wohnen, bevor die Familie in die Propst-Villa am Blankeneser Markt umzieht.
Für die nächsten Wochen hat sich Bräsen vorgenommen, alle 20 Kirchengemeinden, ihre Räte und die 45 Pastoren seiner Propstei kennenzulernen. Mit seinen Kollegen Karl-Heinrich Melzer und Thomas Drope teilt er sich zudem viele gemeinsame Aufgaben. Ansprechpartner wird er vor allem für den Bereich Diakonie im Kirchenkreis sein.
Gottesdienst zur Einführung von Frie Bräsen
Zeit: Sonntag, 26. Juni, 15 Uhr
Ort: Christianskirche Ottensen
Frie Bräsen – das Interview zu sieben Stichworten
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Die Gespräche mit meiner Großmutter haben mich stark geprägt. Sie hat mich in den letzten Schuljahren und durch das Studium hindurch begleitet. Als Pastorenfrau war sie theologisch sehr gebildet und neugierig auf das, was mich beschäftigte. Dann ist es mir sehr wichtig, geistliche Gemeinschaft mit Kollegen und Mitarbeitern zu pflegen. Darauf freue ich mich auch in meiner Aufgabe als Propst.
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Ohne Musik wäre ich nicht hier. Sie hat mich als Jugendlicher und junger Mann viele Jahre mit der Kirche verbunden. Ich komme aus einem Pastorenhaushalt, habe Trompete und Waldhorn in einer Blechbläsergruppe gespielt und im Chor gesungen. Ich habe nichts gegen kluge Worte, aber Musik erreicht mich noch stärker emotional.
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Mein Vater war in dem ostafrikanischen Land Missionar. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Ich erinnere mich am ehesten an den Gesang der Menschen dort. Die Texte habe ich als Kind nicht verstanden, aber die Melodien fand ich mitreißend. Meine Eltern haben einen großen Wert auf ein partnerschaftliches Miteinander gelegt. Ich bin selbstverständlich in dieser Kultur groß geworden. Fremdenfeindlichkeit kann ich daher in keiner Form nachvollziehen. Als ich neun Jahre alt war, sind wir nach Bad Schwartau gezogen. Ich war nie wieder in Tansania. Aber vielleicht entstand durch mein Aufwachsen dort mein Faible für die „Schwarze Theologie“ – die durch die Bürgerrechtsbewegung der USA beeinflusste Befreiungstheologie.
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Mein Berufsleben verlief nicht ganz so gradlinig wie das mancher Kollegen, die Jahrzehnte in einer Stelle bleiben. Obwohl ich vielleicht etwas geübter darin sein mag als andere, stehen mir Abschiede immer ein bisschen bevor. Wenn es dann jedoch soweit ist, fallen sie mir leicht. Mit jedem Abschied beginnt etwas Neues. Und die Leitung im Propstamt beinhaltet in meinem Augen genau das: zu bewerten, was zu bewahren und was zu wandeln ist. So müssen wir heute genau hinschauen, welche Gebäude wir noch brauchen. Dass wir in St. Gertrud ein Gemeindezentrum geschlossen und das Grundstück verkauft haben, hat der Gemeinde gut getan, nicht nur aus finanzieller Sicht. Sie ist durch die Konzentration auf einen Standort zusammengewachsen.
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Das Reformationsjubiläum im nächsten Jahr ist eine gute Chance zu schauen, wo wir theologisch und geistlich als Kirche stehen. Der Grundgedanke Luthers, dass jeder Mensch von Gott geliebt wird, ohne dass er etwas dafür zu leisten braucht, ist aktueller denn je. Ich erlebe es in vielen Gesprächen: Die Menschen sind rund um die Uhr damit beschäftigt, sich anzustrengen, etwas zu erreichen, jemand zu sein. Ich wünschte mir, dass wir die Botschaft der Freiheit von diesen Zwängen kraftvoll vertreten. Und noch etwas: Luther, Calvin, Zwingli und andere Reformatoren haben für ihre Überzeugungen gekämpft. Ihre Bereitschaft gegen den Strom zu schwimmen, kann für uns Vorbild sein.
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Ich habe schon häufiger erlebt, dass Menschen überrascht sind, wie offen die Kirche ist – auch im übertragenen Sinn. Das gelingt, wenn die Menschen, die in ihr arbeiten, aufmerksam sind für das, was um sie herum geschieht. Kirche ist Teil dieser Welt – und zugleich ein anderer Raum. Die Menschen sollten nicht das Gefühl haben, sie müssten sich verstellen, um in der Kirche sein zu können.
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Als Propst habe ich bestimmte Aufgaben. Aber einen Auftrag nur für mich alleine zu formulieren, fällt mir schwer. Was wollen wir bezeugen, in der Kirche, für die Menschen, die Welt? Ich sehe es eher als ein gemeinsames Ringen darum, was unser Auftrag heute ist. Das Amt der Kirche ist, das Evangelium zu verkünden. Das führen wir alle gemeinsam aus. Keiner kann da alleine etwas reißen.