Von Turm hängt ein Transparent: „Ab jetzt besetzt und selbstverwaltet – Jugendzentrum Hamburg-Ost“. Wenn die Besetzer sich an die vereinbarten Regeln halten, dürfen sie erst einmal bleiben. „Wir lassen bis Ende Juli zu, dass so etwas stattfindet“, sagt Buhl.
Nach einem Gespräch am Mittwoch Abend erklärte sich die Gruppe bereit, für Sicherheit auf dem Gelände zu sorgen und keine Schäden anzurichten. Außerdem will sie den Kirchengemeinden die Nutzung der Räumlichkeiten selbstverständlich und problemlos ermöglichen, wie Kirchenkreissprecher Remmer Koch erklärte.
Denn bis Ende Juli wird Thomaskirche parallel wie zuvor als Jugendkirche für das „Konficamp“ verschiedener Gemeinden genutzt. Erst mit dem Ende dieser Konfirmandenarbeit werden auch die kirchlichen Aktivitäten eingestellt. „Um Betriebskosten zu sparen, werden wir Anfang August Wasser und Strom abstellen“, sagt Buhl.
Kirchenkreis sieht Bezirk Wandsbek in der Verantwortung
Bislang nutzt die Gruppe einen Raum. Das Kirchenschiff und ein Materiallager sind abgeschlossen. Im Blog „underconstruction“ schildern sie erste Ideen eines sozialen Kulturzentrums mit Eltern-Kind-Treff und Gemüsegarten. „Ein solches unabhängiges Zentrum zu finanzieren, ist nicht unsere Aufgabe als Kirche“, sagt Buhl. „Hier hat der Bezirk die Verantwortung.“
Bis zu 50.000 Euro Betriebskosten jährlich fallen an, um das Gebäude zu unterhalten. In den vergangenen fünf Jahren hatten vier Kirchengemeinden zusammen mit dem Kirchenkreis die Hauptlast für das regionale Projekt der gemeinsamen Jugendkirche getragen. Diese fand jedoch nicht den erhofften Zuspruch.
Zum Ende des Jahres geht die Verantwortung für das Gebäude vom Kirchengemeindeverband an den Kirchenkreis. Der könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass Wohnungen auf dem großen Areal entstehen. Doch noch gibt es viele ungeklärte Fragen, auch wegen des Baumbestands auf dem Gelände.
Eine längere Nutzung wäre möglich
Bis Ende Juli will sich die Gruppe um eine alternative Finanzierung der Gebäudekosten kümmern, sowie um eine verbindliche Rechtsbasis für ein Mietverhältnis. "Sollten sie in dem Bemühen erfolgreich sein, können wir gegebenenfalls über eine längere, temporär begrenzte Nutzungsdauer sprechen", heißt es aus dem Kirchenkreis.
Buhl sagt, er freue sich einerseits über die Ideen, die aus dem „anarchistischen Sommerfest“ und der Besetzung entstehen. Andererseits hätten die umliegenden Kirchengemeinden ihre Jugendarbeit intensiviert: „Es gibt aus unserer Sicht genug Möglichkeiten zum Andocken.“
Am Pfingstsonntag hatte eine Gruppe von 20 bis 30 jungen Menschen zwischen 16 und 35 Jahren die Thomaskirche in Rahlstedt besetzt. Nach Recherchen des Evangelischen Pressedienstes (epd) kommen einige aus Rahlstedt, viele aber auch aus anderen Hamburger Stadtteilen. Manche haben sich erst über das Projekt kennengelernt. Nach Gesprächen vor Ort wurde vereinbart, dass keine Polizei gerufen wird und weitere Unterredungen geführt werden sollten.