Wie hat es der Kirchentag geschafft, Barack Obama als Redner zu gewinnen?
Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte Obama anlässlich des Reformationsjubiläums eingeladen. In Zusammenarbeit mit Kirchentag und Obama-Stiftung hat sich im Laufe der Zeit das Format herauskristallisiert, das die Veranstaltung jetzt hat: Ein Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und über das Thema „Engagiert Demokratie gestalten“ während der Kirchentages.
Hat er sofort zugesagt?
Die erste Anfrage ist etwa vor einem Jahr herausgegangen. Es war schnell klar, dass die Antwort mindestens bis zum Ende der Amtszeit auf sich warten lassen würde. Nachdem sein neues Büro aufgebaut war, ging es relativ schnell. Der Kirchentag ist ein Ort der Beteiligung am politischen Dialog und damit wohl ein passender Anlass für einen Auftritt. Das sieht man auch daran, dass man sich bereits seit gestern – dem Tag der offiziellen Bekanntgabe – auf der Website der Obama-Stiftung mit eigenen Themenvorschlägen für die Veranstaltung einbringen kann.
Was bedeutet der Besuch Obamas für die Sicherheit auf dem Kirchentag?
Um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten, sind wir seit Beginn der Planungen mit allen Sicherheitsbehörden kontinuierlich in Kontakt. Das ist bei jedem Kirchentag so. Für eine Person wie den ehemaligen US-Präsidenten bedarf es noch einmal bestimmter Maßnahmen. Der Kirchentag wird dadurch aber sein Gesicht und seine Atmosphäre nicht verändern.
Obama wird mit Angela Merkel auftreten. Was entgegnen Sie Kritikern, die das vor allem als Wahlwerbung sehen?
Diese Vorwürfe sind ja nicht neu, der Kirchentag findet nicht das erste Mal im Jahr einer Bundestagswahl statt. Politiker vieler Parteien werden auftreten. Auch der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Es geht bei dem Gespräch von Barack Obama mit der amtierenden Kanzlerin um die Inhalte.
Der Kirchentag ist eine Laienbewegung. Warum braucht er derart prominente Gastredner?
Wir denken von den Themen her. Da spielt es eine untergeordnete Rolle, wie berühmt jemand ist – es kommt darauf an, was er zu sagen hat. Beim Kirchentag ist es wie sonst selten möglich, prominente Redner aus der Nähe zu erleben und Fragen an sie zu richten. Er ist somit auch ein Forum für gelebte Demokratie.
Mit Thabo Makgoba wird der Erzbischof von Kapstadt beim Festgottesdienst in Wittenberg predigen. Afrika gilt den G20 als der aufstrebende "Kontinent der Zukunft" – zugleich hungern dort Millionen von Menschen. Welche Botschaft erhoffen Sie sich von ihm?
Der Gottesdienst steht unter dem Motto „Von Angesicht zu Angesicht“. Makgoba ist ein profilierter Christ, der sich engagiert zu Themen wie Klimawandel, Korruption und Menschenrechten äußert. Er tritt für die eine, schützenswerte Welt ein, für ein friedliches Miteinander. Diese Stimme wollen wir 500 Jahren nach dem Beginn der Reformation stärken – und damit Werte wie globale Gerechtigkeit, Freiheit, Bildung und Frieden.