Kinotipp Der Demenz trotzen - eine Liebeserklärung

Die Kamera zeigt die vielen Erinnerungszettel an der Pinnwand, die sich seine Mutter als Gedächtnisstütze gemacht hatte. Gretel – einst eine der ersten TV-Moderatorinnen des NDR, hatte Sprachen studiert. Damals war sie eine politisch aktive Frau in der linken Szene. Ihre Vergangenheit, von der sie nicht mehr erzählen kann, versucht der Sohn sich zu erarbeiten. Fotoalben, Archive, Besuche bei früheren Freunden gemeinsam mit der Mutter.

 

Lichte Momente und Erinnerungsinseln

"Zwischendurch gab es immer wieder lichte Momente, als ob ein Wunder geschieht", sagt Sieveking bei der Filmvorstellung. Aber er lernte auch die unruhige Seite an seiner demenzkranken Mutter kennen, die sich in ihrer Umgebung nicht mehr zurecht fand. Die sich nicht einordnen konnte in diese unbekannte Welt. „Ich will nach Hause“, sagte sie dann mit diesem hilflosen Blick. Oft war sie erschöpft. Erfrischend dann wieder die Besuche bei der Schwester - wie Erinnerungsinseln. Oder die Reise in die Schweiz, wo die Eltern eine Zeit lang gelebt hatten. Der Vater Malte entdeckt in diesem Krankheitsprozess die Liebe zu seiner Frau neu, obwohl sie ihm immer mehr zum Rätsel wird. Sie finden zu einem sehr zärtlichen neuen Umgang.

 

Die Preview in Hamburg berührte viele Besucher - zum Lachen und auch zu Tränen. Eine Angehörige berichtet nach dem Film: „Ich habe vieles wiedererkannt. Die Schwierigkeiten und Reibereien, die es immer gibt.“ Aber die Familie habe sich auch eingelassen auf die Ebene der Demenzerkrankten. Durch den liebevollen und respektvollen Umgang der Familie sei vieles möglich geworden.

 

Was der 88-minütige Film aussparte, war die Aggression, die die Familienangehörigen mitunter gegen sich selbst hatten, sagte Filmemacher Sieveking. So hatte sich der Vater den Zeh gebrochen, als er vor Wut und Hilflosigkeit gegen die Wand getreten hatte. Oder die Wut, wenn die Mutter 30 Minuten brauchte, bis sie zum Aussteigen aus dem Auto zu bewegen war.

 

Heimplatz ja - nein?

"Aber mit Druck lief bei Gretel gar nichts mehr", sagt Sieveking. So erlebt man, wie Vater und Sohn in verschiedenen Situationen neue Umgangsformen, auch Strategien ausprobieren. Ein Irrtum war der Versuch Davids, seine Mutter ins Schwimmbad mitzunehmen, wo sie früher gerne hinging. Nun fühlte sie sich dort existentiell bedroht. Auch die Unsicherheiten in der Familie über die Pflege spricht der Film an. Schließlich ein Heimplatz. Doch nicht lange, dann holt der Vater die Mutter wieder zurück in seine Wohnung.

 

Dass der Film eine Liebeserklärung geworden ist und positiv über das Leben mit Demenz berichtet, fasziniert und ermöglicht einen neuen Blick auf die Erkrankung. Unbedingt ansehen.

 

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Start: Do, 31. Januar im Abaton Kino

jeweils 15.00 Uhr, So 14.30 Uhr

Mo, 4. Feb.: 12 Uhr und 19.00 Uhr

Di, 5. Feb.: 19 Uhr

Mi, 6. Feb.: 17 Uhr, weitere Vorstellungen geplant

Allende-Platz 3 (Grindelviertel) Hamburg

 

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In Hamburg gibt es ein großes Netzwerk mit Hilfen bei Demenz, auch für Angehörige!

 

Beratung und Info bei Demenz: LotsenBüro

Büro Groß Flottbek: Bei der Flottbeker Mühle 25 b, 22607 Hamburg

Tel: 040-97 07 13 27, Sprechzeiten: Freitags 10-12, 1.+3. Die 17-19 Uhr

NEU: Büro Nienstedten: Nienstedtener Marktplatz 19a, 22609 Hamburg,

Telefon: 040- 432 67 468, Sprechzeit: an jedem 1. Donnerstag im Monat, 10-12 Uhr.

E-Mail: lotsenbuero-hamburg@gmx.de // www.lotsenbuero.de

Büro Koordination - Ingrid Kandt: 040 - 28 78 41 31, FAX: - 32

 

Das Lotsenbüro ist ein Projekt des Ev.-Luth. Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein und wird von zahlreichen Spendern unterstützt