Susan Becker hat als eine der Ersten den Studiengang Soziale Arbeit und Diakonie - Frühkindliche Bildung“ am Rauhen Haus absolviert und ist seit 25 Jahren im Geschäft.
Frau Becker, was macht eine gute Kita aus?
Susan Becker: Die Forschung gibt darauf vielfältige Antworten. Sich nur danach zu richten, ist schwierig. Besser ist, wenn sich Eltern darüber klar sind, was sie für ihr Kind wollen. Und sich dann Zeit lassen, um die Kitas der Wahl kennenzulernen: Sie zu besuchen, Fragen zu stellen, sich mit dem Konzept zu beschäftigen.
Was ist für Sie ausschlaggebend: Bildung oder Bindung?
Englisch, Tanzen, Sport, gesundes Essen – all das ist zwar wichtig. Jede Kita ist auch eine Bildungseinrichtung. Aber die Grundlage dafür, dass Kinder sich in der Kita wohlfühlen und neugierig sind, sind gute Beziehungen, ist Bindung. Die entsteht, wenn die Erziehrinnen auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen.
Warum?
Nur wenn sich das Kind sicher fühlt, kann es in die Welt ziehen, hat Lust zu entdecken und zu forschen. Kinder bilden sich in der richtigen Umgebung selbst. Doch dafür braucht es Bindung.
Wie kann man als Eltern erkennen, ob das in der Kita stimmt?
Ein Anhaltspunkt ist, ob eine Kita genügend Zeit für eine Eingewöhnung lässt und die Eltern einbezieht. Man sollte darauf achten, wie die Atmosphäre ist: Ob die Erzieherinnen offen und ansprechbar sind und die Bedingungen so, dass das Kind zum Beispiel in seinem eigenen Rhythmus essen und schlafen kann.
Gerade Krippen-Eltern haben häufig Skrupel, ihr Kind abzugeben.
Ich kann mich aus meinen 25 Jahren Berufserfahrung an kein Kind erinnern, dem diese Zeit geschadet hat. Das ist mir auch von ehemaligen Kindergartenkindern bestätigt worden. Klar, ein Tag in der Kita ist für Kinder wie ein Arbeitstag - der Lärm, die vielen Reize. Daher sind gemeinsamer Urlaub und auch mal ein freier Tag zwischendurch wichtig.
Wie wichtig ist das christliche Profil?
Der christliche Glaube ist ein Schatz, den wir an die Kinder weitergeben. Wir öffnen ihnen eine Welt, die sie häufig von zuhause nicht kennen: Das sind die biblischen Geschichten, die Feste. Das ist der Umgang miteinander. Die Eltern schätzen das sehr. Vor ein paar Jahren wollte unsere Gemeinde die Trägerschaft für die Kita an einen nicht-kirchlichen Träger abgeben. Unter anderem weil sich die Eltern so für uns eingesetzt haben, ist das nicht passiert.