Treffen mit Jonas Goebel in einem Café am Jungfernstieg. Er telefoniert noch. Mit dem Bramfelder Kulturladen. Dessen Stadtteilchor will bei seinem neusten Projekt mitmachen – dem Musiktheaterstück „Der mit dem Papst tanzt“.
Das soll bei der Nacht der Kirchen am 16. September in der Osterkirche Bramfeld über die Bühne gehen. Und Goebel sucht noch Laien-Darsteller, Sängerinnen und Musiker.
Das Vorbild aus Eidelstedt
Der Theologe hat nicht nur die Kanzel im Kopf. Sondern auch viele Einfälle. Zusammen mit Stephan Merkle hat Goebel seit 2010 vier Stücke geschrieben. Die beiden kennen sich, seit sie acht Jahre alt sind aus der Kirchengemeinde Eidelstedt.
Die ist so etwas wie ihre geistliche Heimat – und Sitz des „Musiktheaters Christuskirche“, das die beiden mit aufgebaut haben. Goebel ist der älteste von sechs Geschwistern. Zwei seiner Schwestern spielen und seine Eltern singen mit. Das Musiktheater ist ein generationenübergreifendes Projekt. 90 Mitwirkende hat die Amateurtruppe, im Alter von 14 bis 70 Jahren.
Die Autoren nehmen Melodien von Johann Sebastian Bach bis Helene Fischer und versehen sie mit neuen Texten. Das jüngste Werk „Bethlehem“ zog im vergangenen Herbst 1.350 Zuschauer in die Christuskirche.
Sein Video erregt Anstoß
Für Aufsehen sorgten Goebel und ein paar seiner Mitstreiter 2014 mit dem selbstironischen Video „Supergeile Kirche“. Angelehnt an den viralen Werbehit von Edeka postete er es auf facebook – in einer Zeit, als die Nordkirche den Expertenbericht zu den Missbrauchsskandalen der 1980er Jahre veröffentlicht.
Goebel wird zum Gespräch mit der Kirchenleitung gebeten. Fromme Christen und Atheisten kippen im Netz Häme aus. Er nimmt das Video nach zwei Monaten vorübergehend aus dem Netz. „Mit soviel Publicity haben wir nicht gerechnet“, sagt er.
Therapie für Egos
Im Jahr des Reformationsjubiläums ist die 2014 entstandene Produktion „Der mit dem Papst tanzt“ mehr denn je gefragt. Ein theologisch fundierter und zugleich kecker Blick auf Martin Luther.
Der Reformator ist alles andere als ein Held. Er pilgert in eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Selbstüberschätzung leiden. Seine Nachbarn im Gesprächskreis: Donald Trump und die Queen.
Mit dem Stück wird das Musiktheater auf am 26. Mai auf dem Kirchentag in Berlin zu sehen sein. Vor großen Publikum: 900 Besucherinnen fasst die Messehalle.
Casting in Bramfeld
Doch erst einmal wird Goebel die Bramfelder Ausgabe des Stücks auf die Beine stellen – auf Anregung seines Anleiters Pastor Heiko Landwehr. Nach dem ersten halben Jahr als Religionslehrer an einer Grundschule steigt er jetzt in die Gemeindearbeit ein.
Zum Casting lädt er für den 27. März. Aufgerufen sind alle, die gerne schauspielen, singen und Musik machen. „Kirchenkritiker und Berufschristen, Jugendliche und Großmütter – alle bekommen ein Foto“, sagt Goebel augenzwinkernd. „Aber nicht alle eine Hauptrolle.“