Gerade in Zeiten des Umbruchs könne die Gesellschaft auf eine lebendige Kulturszene nicht verzichten, sagte Propst Bollmann. Es sind die Künstler, die oftmals einen ganz eigenen Blick auf die Gesellschaft haben. Wir sollten ihren Handlungsspielraum nicht einschränken, sondern uns mit ihnen auseinandersetzen.“ Um die kulturelle Vielfalt in Hamburg zu bewahren, sollten nicht nur Prestigeobjekte“ wie etwa die Elbphilharmonie gefördert werden. Gerade die Stadtteilkultur sowie die großen und kleinen Museen bräuchten mehr Wertschätzung.
Lange Zeit sei auch das Verhältnis von Kirche und Kunst angespannt gewesen, sagte Bollmann in seiner Rede. Einen Dialog mit bildenden Künstlern oder Theaterregisseuren habe es in den vergangenen Jahrzehnten nur in Ansätzen gegeben, sagte Bollmann. Inzwischen beginnt man wieder, sich füreinander zu interessieren. Die Suche nach neuen, tragenden Wertvorstellungen für unsere Gesellschaft könnte für beide Seiten eine interessante Aufgabe sein – oder zumindest die Frage, welche Bilder wir heute für diese Werte finden.“
Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag, der vom 1. bis 5. Mai 2013 in Hamburg stattfinde, werde einen deutlichen Schwerpunkt im Dialog von Kirche und Kultur setzen. Für eine menschliche Entwicklung der Stadt sei es zudem nötig, die soziale Schieflage“ zwischen einzelnen Stadtteilen zu verringern, sagte Propst Bollmann. Insbesondere müsse wieder mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Auch die Wohnungslosen dürften dabei nicht vergessen werden.
Propst Bollmann ging auch auf das Thema Missbrauch ein, mit dem sich im zu Ende gehenden Jahr die Kirchen, aber auch Schulen und Sportvereine auseinandersetzen mussten. Es bleibt die Aufgabe, Konsequenzen aus diesen Vorfällen zu ziehen“, sagte Bollmann. Neben der Verbesserung der eigenen Richtlinien sei es wichtig, die ganze Gesellschaft für das Problem zu sensibilisieren.
Abschließend erinnerte Propst Bollmann an die Weihnachtsbotschaft. Jenseits allen Konsums sei auch in Hamburg spürbar, dass die Menschen sich innerlich auf das Fest vorbereiteten. Weihnachten bleibe das Fest der lebendigen Hoffnung: Gott zeigt uns seine rettende Macht und macht uns fähig zum Widerstand der Liebe gegen das Unrecht der Welt.“
Nach der Ansprache trat der Kammerchor der Kirche am Markt (Hamburg-Niendorf) unter Leitung von Gudrun Fliegner auf. Der bischöfliche Adventsempfang in Hamburg in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters hat eine jahrzehntelange Tradition. Vorher an wechselnden Orten beheimatet, findet er seit etwa 30 Jahren in der Hauptkirche St. Katharinen statt.
Thomas Kärst / mk (www.kirche-hamburg.de)