Bischofswahl in Hamburg Bischofskandidatin Fehrs: Kirche ist der Ort für spannungsreiche Begegnungen

Voraussetzung für eine Begegnung, so Fehrs, ist die ungeschönte Wahrnehmung der Situation. Trotz des Reichtums lebten in Hamburg viele verarmte Menschen. Es falle schwer, diese Spannung auszuhalten, weil es keine schnellen Lösungen gibt. "Wer mitmenschlich sein will, muss der Armut ins Gesicht schauen wollen." Der "Runde Tisch" an St. Jacobi etwa, an dem sich Geschäftsleute, Handelskammer, Kirche und Polizei um den sozialen Frieden in der City bemühen, sei ein solcher Ort der Annäherung zwischen Arm und Reich.

 

Es gebe eine positive Entwicklung in der Gesellschaft, Opfer von Straftaten nicht länger auszublenden, sagte Fehrs weiter. Notwendig seien Respekt und ein Mitgefühl, das auch die Distanz wahrnimmt. Niemand könne wissen, was Gewalt und Missbrauch in dem anderen zerstört hat. Zugleich sei es bei einem Thema wie dem sexuellen Missbrauch notwendig, sich den dunklen Seiten der Institution Kirche zu stellen. Sie sei derzeit noch selbst traumatisiert und benötige therapeutische Hilfe von außen.

 

Aufgabe einer Bischöfin in der künftigen Nordkirche sei es, den beteiligten Menschen die Angst vor Veränderungen zu nehmen. Traditionen würden die Zukunft der Nordkirche vor allem dann bestimmen, wenn man sie bedroht sieht oder ignoriert. Es sei daher sinnvoll, sich gegenseitig die alten Geschichten und Traditionen zu erzählen. Es sei Aufgabe einer Bischöfin, in Zeiten der Krise an die Vision einer gemeinsamen Kirche zu erinnern, in dynamischen Phasen allerdings immer wieder innezuhalten. "Wenn das Sektglas über dem Fusionsvertrag geleert ist, geht die Arbeit erst richtig los."

 

Hauptpastorin Fehrs ist Hauptpastorin an der Hamburger City-Kirche St. Jakobi und Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost. Ihre Mitkandidatin um die Nachfolge der im Juli 2010 zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen ist die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Petra Bahr.