Predigt in St. Michaelis Bischöfin Jepsen: Mission muss mit Respekt geschehen

Die weltweite Ausbreitung des Christentums sei in den vergangenen Jahren zu oft nur von den Schattenseiten her beurteilt worden, sagte die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck bei einem Gottesdienst am Sonntag (19. Juli) in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Die Verkündigung des Evangeliums sei jedoch ein Wesensmerkmal der Kirche, sagte die Bischöfin, die auch Vorsitzende des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland (EMW) ist.

 

„Zwar waren die Missionare manchmal im Schlepptau der Kolonialisten“, sagte Bischöfin Jepsen. „Doch viele Männer und Frauen haben in äußerst sensibler Weise das Evangelium verkündigt, mit Worten und Taten. Sie begegneten mit Respekt den ihnen fremden Menschen und Völkern und wirkten ohne jeden Druck. Sie verheimlichten ihren Glauben nicht, feierten Gottesdienste, beteten, errichteten Schulen und Krankenstationen.“ Als Beispiel nannte die Bischöfin den Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer (1875 – 1965).

 

„Biblischer Glaube ist kein Stillsteh-Glaube, sondern ein Hingeh-Glaube“ sagte die Bischöfin. In der Begegnung mit Angehörigen anderer Religionen, aber auch mit Atheisten dürften Christen nicht verstummen. „Sie erwarten doch geradezu, dass wir zu unserem Glauben auch stehen und davon erzählen.“ Allerdings müsse diese Begegnung immer mit Demut und Feinfühligkeit geschehen. „Kein Jude und keine Muslima darf um ihres Glaubens oder ihrer Kultur willen geächtet werden.“ Genauso wie die Kirchen zu Recht Religionsfreiheit für Christen in islamischen Ländern einforderten, müssten sie sich hierzulande für den Respekt vor anderen Religionen und Weltanschauungen einsetzen.