Auch die Kirchen hätten mutiger widerstehen, klarer Widerworte sprechen und inständiger beten müssen, sagte Fehrs: "Wir hätten der Gleichschaltung in den Kirchen Hausverbot erteilen müssen." Stattdessen sei auch in Hamburg in der evangelischen Landeskirche mit Bischof Franz Tügel ein nazitreuer Landesbischof installiert worden. "Auch das gehört zu unserer Geschichte. Es bleibt unser historisches Erbe: Wir leben in Deutschland nach Auschwitz."
Geschichte beim Namen nennen
Das Holocaustgedenken darf nach den Worten der Bischöfin "nicht aufhören". Dazu gehöre, "Worte zu suchen und auszusprechen, um vergessenen Opfern ihre Geschichte zurück zu geben und sie beim Namen zu nennen." Der Name sei, wie der Dichter Walter Benjamin sagte, "Wort Gottes in menschlichen Lauten". Und gegen Gewalt aller Art müsse sich "Widerwort" erheben. Radikalismus sei auch heute dem Alltag näher, als viele Menschen glaubten.
Nicht mit Gewalt, sondern mit dem Wort gelte es denen zu wehren, die töten. Denn dies geschehe auch heute - in Mali, in Syrien, bei Amokläufen. Oder auch subtiler "mit schneidenden Worten", etwa im Internet. Fehrs: "Es gibt einen Verbalradikalismus, der Menschen in den Tod treibt, ungezügelt und brutal."
"Erinnerung ist nicht nur Rückkehr, sondern auch eine Hinwendung zum Leben", sagte die Bischöfin. Dazu gehöre die Nennung des Namens. Namen müssten geschützt werden, damit man sie rufen kann. In jedem Namen schwinge unverwechselbar das Geheimnis und die Geschichte eines jeden Lebens. "Wir brauchen Namen, um zu verstehen, wer der oder die andere ist, über die Zeiten hinweg und auch in den nächsten Generationen."