Adventsempfang in St. Katharinen Bischöfin Fehrs für mehr Aufbruch und Empörung

Empörung sei nötig, wenn sich in Stadtteilen sogenannte Bürgerinitiativen gegen Hospize, Kitas oder Wohnprojekte mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen bildeten. Oder wenn die Beschneidungsdebatte von antisemitischen Parolen begleitet werde. "Empört euch, wenn Tausende von Kindern zuhauf in ihren Booten vor den Zäunen Europas ertrinken." Diese Zäune seien auch von Steuergeldern mitfinanziert.

 

Demokratische Werte schützen

Die Bischöfin erinnerte daran, dass Europa den Friedensnobelpreis 2012 bekommen habe. Diese Auszeichnung stehe für 70 Jahre Frieden und Demokratie und habe noch einmal bewusstgemacht, "was für eine zutiefst schützenswerte Errungenschaft demokratische Werte sind". Dazu gehörten Toleranz, kulturelle Vielfalt und Meinungsfreiheit ebenso wie Nächstenliebe, Achtung von Menschenrecht und Schöpfungswürde sowie die Sonntagsruhe.

 

Alle Religionen stünden "für die hohe Würdigung all dessen, was das Leben lebenswert macht", sagte die Bischöfin weiter. Dies heiße zugleich, dass eine Gesellschaft nur dann wirklich frei und weltoffen sei, wenn sie dort einschreite, wo das Lebensrecht anderer berührt werde.

 

Zugleich erlebe sie, dass viele Kulturen und Religionen "faktisch nebeneinander leben, aber viel zu wenig voneinander wissen". Manche affektgeladene Stimmung gegen den Islam sei "ein alarmierendes Zeichen". "Wir müssen wieder mehr verstehen von der Friedensliebe unserer eigenen Religion, damit wir der Friedensliebe der anderen Religion mehr zutrauen", mahnte die Bischöfin.

 

Der Kirchentag Anfang Mai 2013 in Hamburg sei "Aufbruch an sich" und "Protestantismus von unten", sagte Fehrs. Seine Losung "Soviel du brauchst" frage nach dem rechten Maß. "Die einen nehmen viel, die anderen wenig. Doch das, was zuviel ist, verdirbt - den Charakter übrigens auch." Advent aber sei "der Warteraum der Zukunft". Hier gelte es, "hinzuschauen, wer unserer bedarf: Mit Segenswort, großem Herzen und klarer Präsenz."