Umbruch in der Medienbranche Axel Springer verkauft Abendblatt und Zeitschriften

Die beiden Unternehmen schlossen am Donnerstag einen rechtsverbindlichen Vorvertrag. Die Umsetzung der Transaktion sei mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 2014 geplant, hieß es. Der Kauf der Zeitschriften und Zeitungen bedarf den Angaben zufolge noch der fusions- und kartellrechtlichen Freigabe. Ein Sprecher des Bundeskartellamts sagte, die Behörde werde sich die Transaktion genau anschauen.

 

Mit dem "Hamburger Abendblatt" verkauft Springer die erste Tageszeitung, die Verlagsgründer Axel Springer 1948 an den Markt brachte. Die "Hörzu" erschien bereits 1946 zum ersten Mal und war einer der Gewinnbringer in den frühen Jahren des Verlags.

 

Konzentration auf 'Bild' und 'Welt'

Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, sagte, die Entscheidung, sich von einigen der traditionsreichsten Marken des Hauses zu trennen, sei nicht leicht gefallen. Für den Springer Verlag ist das auch ein Abschied aus dem Regionalzeitungsmarkt. "Wir investieren in 'Bild' und 'Welt'", sagte Unternehmenssprecher Tobias Fröhlich auf Anfrage. Bei der Belegschaftsversammlung gab Döpfner dem Verlag zufolge ein klares Bekenntnis zu den beiden überregionalen Zeitungstiteln ab.

 

Grund für den Verkauf sei auch, dass im Bereich der Regionalzeitungen wegen der dominierenden Stellung der "Bild" das Kartellrecht kein Wachstum mehr erlaube. "Wir konnten in diesem Bereich nie in die Führung gehen und nie zukaufen", sagte Fröhlich. Die nun verkauften Titel machten im Jahr 2012 mit 512,4 Millionen Euro rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes der Axel Springer AG aus. Der operative Gewinn (EBITDA) der nun verkauften Einheiten lag 2012 bei 94,8 Millionen Euro.

 

Ex-WAZ-Konzern setzt auf Regionalmärkte

Die Funke Mediengruppe, die noch vor kurzem WAZ Mediengruppe hieß, will sich mit dem Kauf neue Perspektiven im Print- und im Online-Bereich eröffnen. Das Unternehmen konzentriere sich künftig noch stärker auf den Ausbau seiner Regionalmedien und Zeitschriften mit einer leserorientierten Verbindung von Print und Digital, teilte Funke-Geschäftführer Thomas Ziegler mit. Den Kauf finanziert die Mediengruppe zu fast einem Drittel über ein Verkäuferdarlehen, das Axel Springer der Funke-Gruppe gewährt.

 

Bürgermeister Scholz bedauerte das Ende einer "seit 65 Jahren andauernden gemeinsamen Wegstrecke" mit dem Axel Springer Verlag. Die Entscheidung zum Verkauf des "Hamburger Abendblatts" und anderer Zeitschriften sei ein Einschnitt. Scholz verwies auf die "harten Sanierungsschnitte", mit denen die Funke Gruppe in den vergangenen Monaten Aufmerksamkeit erregt habe. "Weder das Abendblatt selbst noch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen durch den Verkauf Nachteile erleiden." Auch müsse Hamburg weiterhin Sitz der verkauften Zeitschriften bleiben.

 

Auch nach dem Verkauf des "Hamburger Abendblatts" soll die Zusammenarbeit mit der "Welt" fortgesetzt werden. Es werde auch künftig eine "enge Kooperation" der Redaktionen geben, sagte Unternehmenssprecher Fröhlich. Die genauen Modalitäten müssten aber noch geklärt werden.

 

900 Stellen gefährdet

Verkauft werden nach den Worten Fröhlichs in Hamburg auch die "Bergedorfer Zeitung" und das "Wochenblatt". Insgesamt seien rund 900 Stellen von dem Wechsel betroffen. Das seien rund sechs Prozent der gesamten Springer-Belegschaft. Die Hamburger Redaktion von "Bild" werde die Arbeit wie bisher fortsetzen.

 

Sorgen bereitet der Verkauf dagegen dem Deutschen Journalisten Verband (DJV) in Hamburg. Der Funke-Konzern habe schon bei der "WAZ" ein "radikales Rationalisierungskonzept" durchgesetzt, sagte Landesgeschäftsführer Stefan Endter dem epd. Ein weiterer Abbau der journalistischen Qualität dürfe nicht hingenommen werden. Nur kurzfristig seien die Mitarbeiter bei einem Betriebsübergang rechtlich vor Kündigungen geschützt. Nicht auszuschließen sei, dass sie in eine Gesellschaft übernommen werden, die nicht tarifgebunden ist. Die Funke Mediengruppe versicherte aber, zurzeit gebe es keine Pläne für Stellenabbau.