Ulrich dankte der Ev. Hochschule für ihr Engagement, die Dokumentation nach Hamburg zu holen und drei Wochen lang zu zeigen. Die repressive Heimerziehung und die geschlossene Unterbringung von Kindern und Jugendlichen sei ein dunkles Kapitel sowohl in der ost- als auch westdeutschen Geschichte der Pädagogik, sagte er und fügte hinzu: "Es kann kein Verstehen geben, wenn wir die Geschichten nicht kennen." Weder aus wissenschaftlicher Sicht noch aus der Perspektive des eigenen Selbstverständnisses heraus sei es ausreichend, um eine historische Tatsache nur zu wissen, so der Bischof. Nötig sei vielmehr, sich auch damit auseinander zu setzen. Dies mache die Ausstellung jetzt deutlich.
Aufklärung über repressive Pädagogik
Die Gedenkstätte Torgau hatte bereits im Sommer eine enge Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochschule vereinbart. Anlass war die kommentarlose Veröffentlichung eines Textes des einstigen DDR-Jugendhilfefunktionärs Eberhard Mannschatz (85) zur Heimerziehung in der DDR in einem Fachbuch der Hochschule. Daraufhin war eine Delegation der Hochschule mit ihrem Rektor Andreas Theurich zu Gesprächen nach Torgau gereist. Beschlossen wurde, gemeinsam über die repressive Pädagogik in Deutschland Ost und West aufzuklären.
Bildung und Freiheit gehörten nach protestantischem Grundverständnis zusammen, betonte der Bischof. Darum sei "der evangelische Blickwinkel" auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen "niemals durch das Ziel geleitet, die individuellen Besonderheiten zu überwinden". Die Ausstellung schärfe den Blick "für das, was wir als Kriterien einer humanen und dem christlichen Menschenbild entsprechenden Kinder- und Jugendhilfe fordern und entwickeln müssen."
Ausstellung "Ziel: Umerziehung"
Foyer der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie (Rauhes Haus)
Horner Weg 170, 22111 Hamburg
14. November bis 8. Dezember 2012
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9 bis 15 Uhr