Graues Dach, weiße Fassade: So in etwa könnte der Neubau des Frauenhauses Norderstedt aussehen. Doch das Modell ist nur an den Entwurf angelehnt. Denn das wahre Aussehen und die Adresse müssen geheim bleiben, zum Schutz der Frauen.
Jan Göbel, 32, arbeitet als Speditionskaufmann. Abends und am Wochenende baut er gerne mit anderen Gebäude und Landschaften aus Lego-Steinen. Fünf Tage mit Unterbrechungen arbeitete er an dem Modell mit den vielen Details. „Schade, dass es so etwas wie Frauenhäuser geben muss“, sagt er.
In den nächsten Wochen und Monaten wird das weiße Modell wandern und den Neubau versinnbildlichen. Für Menschen, die spenden wollen. Denn noch werden 75. 000 Euro gebraucht.
Auch Jungen ab 14 können ihre Mütter begleiten
Eingeplant für Grundstück, Bau und Einrichtung sind 1,7 Millionen Euro. Träger des Frauenhauses ist das Diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein. An den Kosten beteiligen sich das Land Schleswig Holstein mit einem Anteil von 700.000 Euro, der Kreis Segeberg und die Stadt Norderstedt. Der Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein steuert 270.000 Euro bei.
Das neue Frauenhaus hat eine Fläche von 800 Quadratmetern. Es ist damit fast dreimal so groß wie das alte. Elf Frauen und ihre Kinder können hier wohnen, gemeinsam kochen, aktiv sein, sich austauschen. Familienzimmer sind geplant, Gemeinschaftsräume.
Ein Jugendtrakt ist vorgesehen. So können auch Jungen über 14 Jahre mit ihren Müttern in einem Haus wohnen. Bisher müssen sie separat untergebracht werden. „Das erschwert den Absprung von zuhause häufig“, sagt Sozialpädagogin Petra Gebhardt-Hansen.
"Am Ende hieß es immer: Hier muss was passieren"
Die Frauen kommen vor allem aus dem Landkreis Segeberg, aber auch aus Hamburg. Rund vier bis sechs Monate finden sie Schutz im Frauenhaus - solange, bis sie sich stabilisiert und eine Wohnung gefunden haben.
Dass der Neubau möglich wird, dafür haben sich viele eingesetzt. Andrea Makies, kaufmännische Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes war häufiger dabei, wenn im vergangenen Jahr Gruppen aus der Politik - aus Fraktionen, von Landräten und Ministerien - durch das Frauenhaus geführt wurden. „Am Ende hieß es immer: Hier muss was passieren“, erinnert sie sich.
Erst jüngst hat die Deutsche Fernsehlotterie einen Zuschuss von knapp 145.000 Euro bewilligt. Viele einzelne Spender haben es möglich gemacht, dass weitere 25.000 Euro zusammen kamen. So etwa auch die Stiftung der Ev. Darlehensgenossenschaft, die einen Scheck über 4.800 Euro übergab.
Bis der Bau beginnt, wird das Lego-Haus weiter wandern. „Mit echten Spendensteinen à fünf Euro wollen wir weitere Unterstützerinnen gewinnen“, sagt Pastor Gunnar Urbach, der im Kirchenkreis für das Fundraising zuständig ist. „Für ein Haus mit einer guten Atmosphäre, das behütet und schützt, sind viele Bausteine nötig.“
Spendenkonto
Empfänger: Frauenhaus Norderstedt, Bank: EDG Kiel
IBAN: DE30210602370041243400, BIC:GENODEF1EDG
Stichwort: Neubau Frauenhaus