Interview Auf der Suche nach der eigenen Identität


1. Pastor Steinbrink, was ist geplant in der neuen Jugendkirche?


Jugendkirche ist ja ein schillernder Begriff, der gleich Phantasien und Erwartungen auslöst. Das Konzept sieht vor: Kirche von Jugendlichen für Jugendliche. Hier stehen weniger die Events im Vordergrund, vielmehr geht es darum, wie sich die Akteure mit den Inhalten auseinandersetzen. Und die Jugendlichen sind stets beteiligt an allen Entscheidungen, die getroffen werden. Konzeptionell zeichnet sich ab, dass Bandarbeit einen Schwerpunkt bilden wird. Ansonsten gibt es große Spielräume, im wahrsten Sinne des Wortes, in denen Jugendliche sich mit ihren Ideen und ihrer Kreativität einbringen und spirituelle Formen einüben oder erfinden können. Vielleicht sogar Kirche neu erfinden können.



2. Warum geht die Jugendkirche hier neue Wege?


Glaubensthemen sind immer auch Lebensthemen. Da die demographische Entwicklung auch deutlich in der Ortsgemeinde zu spüren ist, fühlen sich Jugendliche und junge Erwachsene hier nicht immer von den traditionellen Angeboten angesprochen. Auf der Suche nach der eigenen Identität ist es manchmal notwendig, die sicheren Pfade der Tradition zu verlassen und neue Schneisen zu schlagen. Auch wenn Erwachsene meinen, dass diese in eine Sackgasse führen. Als Hauptamtliche unterstützen wir die Jugendlichen in ihrer Suchbewegung, ohne gleich der Versuchung nachzugeben, jeden Stein aus dem Weg zu räumen.


3. Was können wir von den Jugendlichen lernen in Glaubensfragen?


Die Frage, was im Leben trägt, stellt sich in jeder Generation. Die Jugendlichen stellen diese Frage vielleicht unmittelbarer und hinterfragen vorgegebene Rituale und anderes, was ihnen unverständlich erscheint. Ihre Forderung an Kirche, moderner zu werden, zielt dabei nicht unbedingt darauf, dass Kirche sich dem Zeitgeist anpassen möge. Die Jugendlichen folgen damit lediglich der reformatorischen Erkenntnis 'ekklesia semper reformanda est' – Die Kirche ist immer zu reformieren. Das heißt, dass Kirche nicht um ihrer selbst willen da ist, sondern damit wir in ihr gemeinsam Gott erfahren können.