Die Vergangenheit ließ ihn nicht mehr los. Der Theologie-Professor wollte etwas über den Stoff schreiben, das viele Menschen erreicht und entschied sich für einen Krimi. Drei Jahre lang arbeitete er an seinem Buch. Jetzt ist "Handicap mit Todesfolge" erschienen.
"Es hat mich immer schon gereizt, Sachen zu trivialisieren, ohne sie zu verharmlosen", sagt Haas, der die Stiftung Alsterdorf seit 2008 leitet. Bislang veröffentlichte der Theologie-Professor ausschließlich wissenschaftliche Bücher.
Heimtückische Morde
Der Krimi spielt im Heute. Orte der Handlung sind Hamburg, Schweden, Korsika und die Nordseeinsel Spiekeroog. Überall wird gemordet, zumeist mit heimtückischem Sachverstand. "Ich hatte kundige Berater", sagt Haas.
Geschrieben hat er meistens abends oder nachts, mal nur fünf Minuten, mal eine Stunde. Aufwendiger war die Recherche im Archivkeller. Und auch belastender: Alsterdorf war schon 1938 zum ganz realen Tatort geworden.
Damals verlegte man 22 jüdische Bewohner in andere Einrichtungen und ermordete sie dort. Über 500 weitere Alsterdorf-Bewohner wurden in den folgenden Jahren in den sogenannten Euthanasieprogrammen der Nazis umgebracht. In den 1980er Jahren begann die Stiftung, dieses düstere Kapitel ihrer Geschichte aufzuarbeiten.
Ein Handicap wird zum Vorteil
"Mein Buch ist vermutlich der erste Krimi, der in einer sozialen Einrichtung spielt", sagt Haas. Figuren und Handlung sind frei erfunden - aber der historische Hintergrund ist echt.
Eine der Hauptpersonen ist Andreas, ein Autist. "Mir war wichtig, dass Menschen mit Handicap vorkommen", sagt Haas. Andreas versteht viel von Wahrscheinlichkeitsrechnung. Und so kommt er durch ausgeklügelte Verfahren dem möglichen Täter auf die Spur.
Haas verzichtete auf sein Autorenhonorar. Dafür gehen ein Euro pro verkauftem Exemplar an die Stiftung. Die Auflage beträgt laut Haas rund 4.000 Stück. "Schön wär's natürlich, wenn's noch mehr würde", sagt er und lacht.
Hanns-Stephan Haas: Handicap mit Todesfolge, Friedrich Wittig Verlag, ca. 13 €