Eine wahre Weihnachtsgeschichte Was es mit der Adventszeit und dem Adventskranz wirklich auf sich hat


Lange Wunschlisten, volle Terminkalender und unerwünschte Einkaufstouren durch volle Einkaufsstraßen – der Advent ist heutzutage für viele Menschen alles andere als eine stille und besinnliche Zeit. Doch was hat es mit den Adventstagen eigentlich auf sich? Und warum zünden wir jede Woche eine Kerze in einem Kranz an?

Was bedeutet eigentlich Adventszeit? Denkt man hierbei an weihnachtliches Gebäck, an Familienfeste, an Lieder, Licht und Glanz? Oder vielleicht doch an Menschenmengen, Glühwein, Besorgungslisten, Stress und Unruhe? Gerade jenen, die letzteres vor Augen haben, graut es bei dem Gedanken an die Wochen vor dem Weihnachtsfest. Für andere ist es eine Zeit der Besinnung und Vorfreude – auf das Vergangene und das Zukünftige.

Gerade in der schnelllebigen Welt von heute kann die Adventszeit als Einladung verstanden werden, innezuhalten und sich der Augenblicke zu erinnern, die in diesem Jahr besonders bedeutsam waren. An die Momente und Menschen, die vielleicht nicht mehr sind – und doch bleiben.

Für den einzelnen Menschen kann die Adventszeit eine ganz individuelle Bedeutung haben. Doch welche Geschichten und Traditionen stecken hinter dem Begriff? Was hat es beispielsweise mit dem Adventskranz auf sich, der jährlich unser Zuhause erleuchtet?

Die Adventstage und ihre Bedeutung

Das Wort „Advent“ kommt aus dem Lateinischen („adventus“) und bedeutet so viel wie „Ankunft“. Mit jedem Advent rückt der Tag näher, auf den sich die Christ*innen in jenen Wochen vorbereiten: die Ankunft Christi auf dieser Welt, als kleines Kind in einer Krippe.

Die Vorfreude und Erwartung wird begleitet von vielen Traditionen, wie beispielsweise den vier Kerzen auf dem Adventskranz, dem Adventskalender, Plätzchen sowie Konzerten, Liedern und Weihnachtsmärkten. Mit dem 1. Advent beginnt das Kirchenjahr – und auch darüber hinaus hat jeder einzelne Advent eine Bedeutung über das Anzünden einer Kerze hinaus.

1. Advent: Einzug Jesu in Jerusalem

Mit dem ersten Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Gleichzeitig beginnt mit diesem Tag die Vorbereitung auf die Ankunft Christi in dieser Welt. „Wer auf ihn wartet, hofft auf Frieden und eine gerechtere Welt. Ihn zu begrüßen heißt, die Herzen weit aufzumachen für Gott und die Menschen neben dir“.

Wie bereits erwähnt: Die Adventszeit kann auch als Einladung verstanden werden, innezuhalten und sich zu erinnern. Sich zu öffnen für die Menschen um uns herum. Gleichzeitig steht der 1. Advent für den Einzug Jesu in Jerusalem und die Freude, die die Menschen zu jener Zeit über seine Ankunft verspürten – wie sie es auch heute tun.

2. Advent: Hoffen auf Befreiung und bessere Zeiten

Der zweite Advent widmet sich der Hoffnung. Beispielsweise auf die Befreiung, auf andere, friedliche Zeiten und auf die Wiederkunft Christi. Gerade in dunklen Zeiten fällt es vielen von uns schwer, sich vorzustellen, dass es jemals anders sein könnte. Leben bedeutet Wandel und Veränderung und so wird auch Dunkelheit irgendwann von Licht vertrieben werden.

3. Advent: Bereitet dem Herrn den Weg

Die Wegbereitung Christi steht im Zentrum des dritten Advents, so wie einst Johannes der Täufer mit seinem Ruf zur Umkehr Jesu den Weg bereitet hat. „Weder Täler der Traurigkeit noch Berge der Selbstüberschätzung“ sollen dem Kommen im Weg stehen. Damit gemeint ist nicht nur der Bezug zu sich selbst: Einander anzunehmen, Trauernde zu trösten und zu ermutigen, wo Hoffnungslosigkeit vorherrscht, sind wichtige Gebote in dieser Zeit – und darüber hinaus.

4. Advent: Freude überkommt uns alle

Mit der vierten Kerze auf dem Adventskranz erstrahlen auch die Augen von Jung und Alt. Der 4. Advent hat die Freude zum Thema – über das Kommen Christi und eine Welt, auf der Frieden herrscht. Maria, die Mutter Jesu, steht in dieser Zeit im Vordergrund, die Gott lobt, und deren Freude uns alle anstecken soll. Denn wenn Gott kommt, verschwindet die Ungerechtigkeit, „Hungrige werden satt, Gewaltige werden vom Thron gestoßen“.

Der Adventskranz: Eine Erfindung aus Hamburg

Neben dem Adventskalender und weiteren Traditionen wie den Liedern, Weihnachtsmärkten und Plätzchen, darf eine Sache für die meisten Menschen in der vorweihnachtlichen Zeit nicht fehlen: der Adventskranz. Zumeist bestehend aus vier Kerzen – für jeden Adventssonntag eine – erstrahlt er mit jedem anzünden Woche für Woche mehr. Tatsächlich kommt der Adventskranz aus unserer Heimatstadt Hamburg.

Das Rauhe Haus war vor bald 200 Jahren ein Ort, an dem verwaiste und verwahrloste Kinder aus den Elendsvierteln Hamburgs ein Zuhause finden konnten. Johann Hinrich Wichern, Vater der evangelischen Diakonie, Pastor und Sozialpädagoge, kümmerte sich in dem alten Bauernhaus vor der Stadt um seine Schützlinge.

Diese hätten ihn – nicht anders als die Kinder heute – wohl immer wieder danach gefragt, wann nun endlich Weihnachten sei. Das brachte ihn auf die Idee, das Abzählen der Tage für die Kinder sichtbar zu machen. Und um ihnen eine Freude zu machen, nutzte er ein Wagenrad und bestückte es mit Kerzen – eine für jeden Tag der Adventszeit. So hat der Wichern’sche Adventskranz also zwischen 22 und 28 Kerzen, je nachdem, auf welchen Tag Heiligabend fällt.

Mit jedem Tag wurde der Kranz heller – und die Vorfreude stieg, wie Wichern in seinem Buch schreibt: „Je mehr Lichter, desto größer der Jubel unter den Schulkindern, die des Schulmeisters Hauskinder waren.“ Die Freude blieb auch den Kindern und Familien außerhalb vom Rauhen Haus nicht verborgen und so wünschten sich immer mehr Menschen einen eigenen Kranz zur Adventszeit – und so entstand eine bald 200 Jahre alte Tradition.