Streifzug durch die Gemeinden 93.000 Gäste feierten die 9. Nacht der Kirchen

Auch Pröpstin und Hauptpastorin Ulrike Murmann hob die positive Resonanz der Nacht der Kirchen hervor: „Immer mehr Menschen nehmen unser Angebot an und erleben Erfahrungen für alle Sinne, beeindruckende Architektur im Kerzenlicht, mitreißende Top-Bands auf unseren Bühnen und spannende Lesungen." Viele möchten auch selber mitmachen: gemeinsames Singen, Musizieren, Meditieren, Beten und Feiern. So würden die Menschen in dieser Nacht besonders auf das schauen, was Christen eint und nicht darauf, was die Konfessionen trennt.

 

Und entdecken wollten viele Kirchenbesucher: In der Hauptkirche St. Petri lauschten Hunderte der Erzählung der Schöpfungsgeschichte für Kinder. An der Orgel improvisierte dazu Thomas Dahl.

 

 

Luthers Klage über das Saufen

In der Hauptkirche St. Jacobi trat Pastor Patrick Klein als Martin Luther auf. Der Reformator prägte nicht nur das Geistesleben seiner Zeit. Er konnte auch Speis und Trank genießen. So hörten die Besucher erheitert mittelalterliche Trinklieder - mehrstimmig vom Vokalenssemble St. Jacobi gesungen. Dazwischen vernahmen sie deftige Einlagen über das "Saufen und Fressen" im O-Ton von Luther. Pastor Klein hatte für seinen Auftritt ein Gewand samt Kopfbedeckung angezogen und einen Tisch mit gefülltem Bierkrug und Brot gedeckt. Mahnte Luther nun die Trunksucht an und beklagte, dass auf eine Kirche rund fünf Trinkstuben kämen, so konnten die Besucher zumindest im Südschiff von St. Jacobi selbst ihren Durst löschen. Wie sagte doch Luther: Es ist die Trunkenheit, die uns in die Hölle bringt, nicht das kleine Räuschlein.

 

Die St. Paulikirche auf dem Kiez setzte auch in diesem Jahr auf eine mitreißende Gospel-Jazz-Mischung. Drei Bands spielten und alle Sitzplätze waren besetzt. Bis an die Wände drängten sich die Gäste, um dem Konzert zu lauschen. Vor dem Eingang lud die Hausbar zu geistigen Getränken ein, manche Gäste suchten das Gespräch zu Pastoren und Mitarbeiter. Meditativer war das Programm im Michel ausgerichtet. Dort gab es mehrere Bildmeditationen mit Orgel. Trotz Besucherströmen rein und raus, konzentrierte sich die Mehrheit auf die Meditation. Andere machten einen Abstecher in das Café in der Krypta unter der Kirche und genossen eine heiße Suppe oder etwas Kuchen.


Musik gehörte in vielen Kirchen zum tragenden Element: Zum Beispiel veranstaltete die Paul-Gerhardt-Gemeinde in Altona ein größeres Mozart- und Schubert-Chorkonzert. Zeiten für Stille und Kerzengebet wechselten sich ab mit Text-Meditationen über Anfänge und Ende. Für den Nachtjazz füllte sich noch einmal die Kirche: Dadeusz Jakubowski trug eigene Kompositionen am Saxophon vor. Johannes Bahlmann verstand es am Klavier den Rhythmus in einem wunderbaren Klangteppich auszubreiten.