Mit einem Gottesdienst unter dem Motto „Du bist schön!“ feierte die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Lesben und Kirche (LuK) im Rahmen der Hamburger CSD-Pride-Week ihr 25-jähriges Bestehen. Als Gäste konnte die LuK beim Gottesdienst und dem anschließenden Empfang Bischöfin i.R. Maria Jepsen, Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Gleichstellung (Grüne) sowie Irene Pabst vom Frauenwerk der Nordkirche begrüßen.
Mit Worten aus dem Hohelied der Liebe thematisierten die LuK-Frauen das eigene Schönheitsempfinden, die Schwierigkeiten damit sowie die gesellschaftlichen Schönheitsnormen, die eine jede beeinflussen. Wie bei LuK-Gottesdiensten üblich überwogen weibliche Gottesbilder in Texten, Liedern und Gebeten.
Die Besucherinnen, die teilweise lange nicht mehr in einem Gottesdienst gewesen waren, fühlten sich vom Thema sehr angesprochen, wie sie beim anschließendem Empfang betonten. Ihre Sehnsucht nach Formulierungen und Gottesbildern mit denen sie als lesbische und feministische Frauen etwas anfangen konnten, hatte sich in diesem Gottesdienst erfüllt.
Katharina Fegebank feierte den Gottesdienst begeistert mit und sagte freudestrahlend in ihrem Grußwort im Anschluss an den Gottesdienst: „Endlich habe ich bei einem Gottesdienst alles verstanden“. Sie schlug vor, solche Gottesdienste doch jeden Sonntag um 10 Uhr in allen Hauptkirchen zu feiern.
Weiterhin sicherte sie den LuK-Frauen zu: Der Senat und die Stadt Hamburg stünden an ihrer Seite, insbesondere beim Kampf für Vielfalt und gegen Diskriminierung. Sie mahnte außerdem, wachsam zu sein, denn durch die AfD in der Hamburger Bürgerschaft werde sie ständig daran erinnert, dass es Kräfte gäbe, die das Rad wieder zurückdrehen wollten - wie beispielsweise bei der Ehe für alle.
Zuvor hatte schon Altbischöfin Maria Jepsen eine ähnliche Mahnung ausgesprochen. Auch in der Kirche müsse auf Erreichtes gut geachtet werden, um es zu erhalten. Sie erzählte, dass sie als junge Pastorin den Auftrag erhalten habe zu prüfen, ob eine Pastorin mit ihrer lesbischen Freundin zusammenwohne. Diese Zeiten seien zum Glück vorbei, aber auch heute müssten alle darauf achten, dass solche Zeiten nicht in Ansätzen zurückkehrten.
Heute gäbe es im Gegensatz zu vor 25 Jahren viele prominente Lesben auch in höheren kirchlichen Ämtern und das Zusammenleben lesbischer Frauen im Pfarrhaus stelle auch kein Problem mehr dar.
Irene Pabst erinnerte in ihrem Grußwort auch an den 50 Jahre zurückliegenden Aufstand der Homo- und Transsexuellen in der New Yorker Christopher Street gegen die damalige polizeiliche Gewalt und Willkür. Auch die LuK sei ein Beweis dafür, dass sich unermüdliches Engagement lohne und „ein Nicht-Nachlassen in den Forderungen für gleiche Rechte und Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen sich lohnt“. Sie sei „dankbar auch für die Stimmen der LuK, die uns daran erinnern, dass Vielfalt ein Geschenk und von Anfang an in unserer Glaubenstradition angelegt ist.“ Sie wies darauf hin, wie schwer es in anderen Glaubensgemeinschaften oftmals noch sei, als Lesben, Schwule, Trans- und Interpersonen offen zu leben. Hier müsse der Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften weiterhin geführt werden, insbesondere, da die Abwertung von Homosexuellen und Trans*personen einer Studie zufolge bei Menschen unter 30 wieder zunehme. Sie mahnte in diesem Zusammenhang ebenfalls, wachsam zu sein.
Jessica Diedrich, Gründungsmitglied der LuK Hamburg und langjährige Bundessprecherin, skizzierte die 25-jährige Geschichte der LuK-Hamburg sowie die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft in dieser Zeit, an denen die LuK mit beteiligt war.
In den 90er-Jahren zeigte die LuK mit vielen kreativen Aktionen auf etlichen Synoden Präsenz, stand zu Diskussionen und Gesprächen bereit, um mit anderen für die Akzeptanz von Lesben und Schwulen und gegen deren Diskriminierung zu kämpfen.
Damit hat sie ihren Teil dazu beigetragen, dass Ordinationen lesbischer und schwuler PastorInnen immer selbstverständlicher wurden.
Seit dem Jahr 2000 waren dann auch Segnungen im Bereich der Nordelbischen Kirche möglich ebenso wie ein Zusammenleben im Pfarrhaus.
Durch die Fusion zur Nordkirche schienen viele der erreichten Möglichkeiten aber zunächst in Gefahr, da keiner der Synodenbeschlüsse zu einem Gesetz ausgearbeitet worden war. Dadurch waren sie kein Teil der Fusionsverhandlungen.
Doch auch hier hat sich einiges getan: Mittlerweile sind Segnungen homosexueller Paare im Gottesdienst in der gesamten Nordkirche möglich, seit 3 Jahren gelten sie auch als Amtshandlungen und werden in die Kirchenbücher eingetragen.
Noch allerdings werden sie nicht als Trauung bezeichnet. Und - das mutet etwas seltsam an - Pastor*innen können sich weigern, eine solche Segnung vorzunehmen, dann muss der / die zuständige Propst/Pröpstin für Ersatz sorgen.
Im September 2019 nun wird sich die Nordkirchensynode mit verschiedensten Familien- und Lebensformen beschäftigen und es besteht die Hoffnung, dass dann auch Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare endlich offiziell Trauung genannt werden dürfen.
Seit Ihrer Gründung war die LuK der Frauenarbeit eng verbunden.
Sie gründete sich im Jahr 1994 im Frauenwerk des damaligen Kirchenkreises Alt-Hamburg um auf dem ein Jahr später in Hamburg stattfindenden Kirchentag eine Reihe von Veranstaltungen für lesbische Frauen in und um Kirche anzubieten.
Die Zusammenarbeit mit dem Frauenwerk war auch in der Planung für das Frauenzentrum beim Hamburger Kirchentag sehr intensiv. Für die LuK-Frauen bedeutete jedoch selbst die Mitarbeit im Vorbereitungskreis dafür zu der damaligen Zeit ein aufregendes Outing – noch war nichts so selbstverständlich wie es heute ist.
Leider gibt es bei den Kirchentagen mittlerweile kein Frauenzentrum mehr und die LuK ist daher mit anderen Netzwerken zusammen im Regenbogenzentrum beheimatet.
Seit vielen Jahren aber hat die LuK einen festen Platz in der heutigen Frauendelegiertenkonferenz des Frauenwerks der Nordkirche und fühlt sich nach wie vor in der Frauenarbeit beheimatet und ist dankbar für die gute Zusammenarbeit die 25 Jahre hindurch.
Jessica Diedrich