Berufsprofil Bau
Arno Giesen (44), Ausbaupolier, und Katrin Adloff (45), Architektin, über ihre Arbeit in der Projektsteuerung bei bauwerk KIRCHLICHE IMMOBILIEN des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein
Wie sind Sie zu Ihrer Stelle gekommen?
Katrin Adloff: Im Architektenblatt habe ich eine die Anzeige gesehen, in der der Kirchenkreis jemanden für die Projektentwicklung und die Projektsteuerung suchte, und ich habe mich als Diplom-Ingenieurin und Architektin beworben.
Arno Giesen: Durch Glück und Zufall. Mein Vater ist Pastor und hat fünf Jahre vor seinem Ruhestand im Diakonischen Werk Hamburg als theologischer Referent für die pädagogische Arbeit in Kitas gearbeitet. Dort hat er jemanden kennen gelernt, der für den Kirchenkreis mit dem Bau von Kitas zu tun hatte. Über diese Verbindung kam ich in Kontakt zu den Geschäftsführern von bauwerk, die einen Projektsteuerer suchten. Ich bin gelernter Tischler und Zimmerermeister.
Was ist Ihre Aufgabe? Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?
Katrin Adloff: Als Vertreterin des Bauherrn, zum Beispiel einer Kirchengemeinde oder des Kirchenkreises, und als Projektsteuerin arbeite ich eng mit dem Architekten oder der Architektin eines Objektes zusammen und kontrolliere, ob auch alle Punkte der unterschiedlichen Leistungsphasen richtig im Sinne des Bauherrn bearbeitet werden. In meinem Arbeitsalltag sind viele Abstimmungen zu beachten, und es gilt, Fachingenieure, Bauunternehmer und Handwerker zu koordinieren. Ich bin verantwortlich dafür, dass mit Architekten und Fachingenieuren Verträge abgeschlossen werden, lasse die Bebaubarkeit eines Grundstücks durch eine Bauvoranfrage prüfen, bereite in manchen Fällen einen Wettbewerb vor und bringe alles bis zur Bauausführung. Dabei geht es nicht nur um Neubau, sondern auch um Bestandsgebäude, wie zum Beispiel Kitas, Gemeindehäuser und Kirchen, die so umgebaut werden, dass sie der neuen Nutzung in einer Kirchengemeinde entsprechen. Bei manchen Gebäuden ist der Denkmalschutz zu beachten: Das finde ich besonders interessant!
Arno Giesen: Als Ausbaupolier bin ich die rechte Hand des Projektleiters. Auf der Baustelle koordiniere ich alle Gewerke und überprüfe die Maßhaltigkeit, zum Beispiel: Wer baut was in welcher Reihenfolge? Mit welchem Material? Wie sieht die Logistik aus? Im Arbeitsalltag auf der Baustelle fühle mich verantwortlich für die Baustelle. Wenn jemand nicht mit Leib und Seele dabei ist, dann wird die Baustelle nichts, davon bin ich überzeugt. Ich kann nett sein und versuche es auf höflichem Weg, aber ich kann auch sagen, Schluss mit lustig! Einmal habe ich hier auf der Baustelle eine Schlägerei verhindert: „Jungs, hier ist nicht Boxen, dies ist eine kirchliche Baustelle!“ Natürlich muss ich auch da sein, wenn etwas passiert. So ist zum Beispiel beim Rumond-Walther-Haus, einem Seniorenheim, einen Tag bevor 13 Bewohner/innen in den 3. Stock einziehen sollten, ein großes Wasserrohr gebrochen. Alles war überschwemmt, das Wasser wurde abgestellt, auch für die umliegenden Häuser, der Busverkehr wurde umgeleitet. Hamburg Wasser schaffte es tatsächlich, den Schaden innerhalb von 24 Stunden zu reparieren. Wir waren schon drauf und dran, für die Bewohner Hotelzimmer zu buchen ...
Warum arbeiten Sie bei bauwerk, einer kirchlichen Einrichtung?
Katrin Adloff: Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich ein Haus für einen kirchlichen oder einen privaten Bauherrn baue. Allerdings merke ich, dass der Arbeitgeber sozialer ist. Ich erfahre hier eine Art sozialen Arbeitgeber, wie ich ihn vorher noch nicht kannte – vom Sportangebot bis zur betrieblichen Altersvorsorge.
Arno Giesen: Ich behaupte, Kirche als Arbeitgeber ist familienfreundlicher. Als Pastorensohn fühle ich mich der Kirche nah. Mir gefällt es, dass wir fast nur soziale Einrichtungen bauen, so tun wir der Kirche und der Stadt etwas Gutes. Das ist doch schön, sagen zu können, ich habe ein Seniorenheim gebaut, ein Frauenhaus, und jetzt baue ich ein Kirchenkreiszentrum. Ach ja, und noch was: Schon Jesus war Zimmerer.
Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Katrin Adloff: Die Vielfältigkeit! Die vielen unterschiedlichen Gebäudenutzungsarten: Büro, Wohnen, Kindertagesstätten, Gemeinderäume, Kirchen, Seniorenwohnanlagen, Pastorate! Mal heißt es, neu zu bauen, mal zu renovieren oder zu modernisieren, umzubauen oder energetisch zu sanieren. Zurzeit arbeite ich an drei sehr unterschiedlichen Projekten: dem Neubau einer Kita in Norderstedt, der Erweiterung und dem Umbau des Therapeutischen Hofs Toppenstedt, einer Suchthilfeeinrichtung, und an einem Neubau von Gemeinderäumen, Pastorat und Wohnungen für sozial-diakonisches Wohnen auf dem Gelände einer Kirchengemeinde in Altona.
Arno Giesen: Ich mag es, den Baufortschritt zu verfolgen, zu sehen, wie ein Gebäude, wie jetzt das Kirchenkreiszentrum, immer weiter wächst, bis es schließlich fertig ist. Das freut mich.
Welche Eigenschaften sollte man mitbringen, wenn man sich für eine Arbeit wie die Ihre, Projektentwicklung und Projektsteuerung, interessiert?
Katrin Adloff: Man sollte strukturiert und organisiert arbeiten können, teamfähig sein und Freude an der Arbeit haben.
Arno Giesen: Man braucht Geschick, um mit Leuten in Kontakt zu treten. Vielseitigkeit. Als Zimmerermeister hatte ich nur mit Holz zu tun, jetzt geht es um das ganze Haus mit allem Drum und Dran, vom Abriss über den Aushub und den Bau bis zur Fertigstellung. Man muss auch mal den Mund halten können und den Handwerker arbeiten lassen, sich zurückhalten und erst dann eingreifen, falls es nicht klappt. Letztlich muss das endgültige Produkt nach anerkannten Regeln der Technik hergestellt sein.