Die Geschichte der Kreuzkirche
Die Kreuzkirche Wandsbek wurde in den Jahren 1908 bis 1910 am Eichtal auf dem Gebiet des ehemaligen Dorfes Hinschenfelde erbaut. Das Gelände war zuvor eine Wiese des Hinschenfelder Bauern Martens. Der Hamburger Architekt F. Lorenzen, der auch schon die 1901 erbaute und 1943 zerstörte Wandsbeker Kirche am Markt geplant hatte, schuf die Pläne für den Bau der Kirche.
Nach der Grundsteinlegung im Jahre 1908 und dem Richtfest 1909 wurde die Kreuzkirche am 25. September 1910 feierlich geweiht. Zu diesem Anlass schenkte die Landesherrin, Kaiserin Auguste Victoria, für den Altar eine ledergebundene, silberbeschlagene Bibel (siehe Foto) mit folgender Widmung: “Der Kreuzkirche in Wandsbek zur Erinnerung am 25. September 1910. Hebr.13/14: ‘Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.’
Zur Ausschmückung der Kirche gab es eine Fülle von Geschenken und Stiftungen: Kanzel und Altar stiftete die Wandsbeker Spar- und Leihkasse von 1820. Das silberne Altargerät kam von der Stadt Wandsbek, die auch die Gestaltung der Außenanlagen übernahm. Das Taufbecken stiftete die Wandsbeker Gärtnerei Neubert. Das teuerste Geschenk, die Orgel mit 29 Registern, kam von dem damals größten Wandsbeker Betrieb: von der Kakao- und Schokoladenfabrik Reichardt.
An der Ausstattung der Kirche mit Buntglasfenstern beteiligten sich weiterhin zahlreiche Stifter, u.a. die Witwe Helbing, E. O. Luetkens, Johs. Willöper, Kommerzienrat Mejer, der Kommunal-Verein Ost-Wandsbek. Die Öffnungen der Kleeblattfenster im Altarraum wurden bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1954 zugemauert, bei einer weiteren Renovierung im Jahre 1975 dann aber wieder geöffnet und durch den Künstler Hans Kock neu gestaltet. Einige bei der Öffnung geborgene Reste der ursprünglichen Fenster wurden im Keller der Kirche eingelagert, vergessen, im Jahre 1994 wieder entdeckt und nach einer durch Spenden aus der Gemeinde ermöglichten Restaurierung unter den Seitenemporen als Vorsatzfenster angebracht. Diese Fenster bleiben Bruchstücke, die uns aber gerade durch ihre Unvollkommenheit an die schlimme Zeit des Krieges erinnern sollen.
Drei Glocken befinden sich im Turm, alle mit einem Psalmwort als Schriftband versehen. Auf der kleinsten, am hellsten klingenden Glocke ist zu lesen: “Jauchzet dem Herrn alle Welt!” Die mittelgroße Glocke sagt: “Dienet dem Herrn mit Freuden!” Und auf der größten und am tiefsten tönenden Glocke steht: “Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!” Die Glocken wurden aus Stahl gegossen und so blieben sie uns auch erhalten, als das Regime der Nationalsozialisten alle bronzenen Kirchenglocken von den Türmen holen ließ, um daraus Waffen herzustellen.
Diese Turmuhr ist sehr besonders, denn es gibt im Hamburger Raum nur noch einige wenige Kirchturmuhren, deren Uhrwerk einmal wöchentlich von Hand aufgezogen werden muss. Mit Kurbel- und Muskelkraft werden die schweren Gewichte im Turm hochgezogen. Das Einmalige dieser Kirchturmuhr aber ist, dass sie nur auf drei Turmseiten ein vergoldetes Zifferblatt hat. Und dazu gibt es eine mündlich überlieferte Geschichte: Bauer Martens soll damals beim Verkauf des Geländes das auf der Ostseite fehlende Zifferblatt zur Bedingung gemacht haben. Seine Leute sollten bei der Arbeit auf seinen Feldern nicht dauernd auf die Uhr sehen können. Wahr oder unwahr? Wir wissen es nicht.
Ganz oben auf der hohen Turmspitze dreht in 58 Meter Höhe ein vergoldeter Hahn seine Runden. Er zeigt uns an, woher der Wind weht. Aber er soll uns auch ein Zeichen der Wachsamkeit in unserem Glauben sein, da er an das zweimalige Krähen des Hahnes nach der Verleugnung Jesu durch Petrus erinnert.