Nehmt einander an,
wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Römerbrief 15,7)
Aus dem Gemeindebrief 01/2015
Liebe Leserinnen und Leser, wie geht es Ihnen mit sich selbst? – Ich hoffe, gut! Haben Sie sich für das Jahr 2015 etwas vorgenommen, was Sie anders oder besser machen wollen? – Nach drei Monaten sind die Vorsätze der Silvesternacht vielleicht schon wieder vergessen, vielleicht arbeiten Sie aber auch noch hart daran, sich das Rauchen abzugewöhnen oder ein bestimmtes Gewicht zu erreichen. Selbst wenn Sie keine großen Vorsätze für dies Jahr gefasst haben: In fast jedem von uns steckt der Wunsch nach Verbesserung. Könnte ich nicht etwas sportlicher sein? Könnte ich nicht meine Wohnung noch schöner einrichten? Könnte ich nicht meine Zeit noch besser nutzen?
So wird manchmal das ganze Leben als Feld betrachtet, das man optimieren kann. Neben mir selbst kommen dann auch noch andere Menschen in den Blick, die mein Leben ausmachen: meine Partnerin, meine Freunde, meine Arbeitskollegen. Könnten die nicht auch noch „besser“ sein, – interessanter, attraktiver, hilfreicher? Spätestens hier merkt man, dass diese Gedanken in die Irre führen. Der christliche Leitsatz, die Jahreslosung für das Jahr 2015 aus dem Römerbrief sagt ganz klar:
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ - Dieser Satz erinnert mich an eine Kernbotschaft der biblischen Schöpfungsgeschichte: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1. Mose 1, 31) Nicht wir Menschen müssen uns vornehmen, alles gut und besser zu machen, sondern von Gott her ist ein guter Grund gelegt. Wir alle sind seine Kinder.
So können wir unsere Mitmenschen als wohl geratene Geschwister ansehen, sie annehmen, ohne ihnen gleich eine Liste mit Vorschlägen mitzugeben, was sie besser machen sollten. Auch wir selbst brauchen nicht ständig auf eventuelle eigene Defizite zu achten, sondern können vom ständigen Verbesserungsdruck befreit auch uns selbst annehmen wie wir sind.
Gott sagt uns zu, dass er uns als seine Kinder annimmt, wie wir sind. Er sieht auch unsere Schwächen und Fehler, aber das trennt uns nicht von ihm. Vielmehr nimmt Gott selbst sich in Jesus Christus unserer Schwachheit an und befreit uns zugleich davon. In der Passions- und Osterzeit spüren wir dem in unseren An- dachten und Gottesdiensten in St. Andreas nach. Auch das Motto der evangelischen Fastenaktion „7 Wochen ohne“ passt gut zur Jahreslosung. Es lautet dieses Jahr „Du bist schön – 7 Wochen ohne Runtermachen.“ Weitere Informationen dazu finden Sie hier: www.7wochenohne.evangelisch.de, auch als App verfügbar.
Wenn ich also im menschlichen Miteinander nicht so sehr auf die Fehler des Gegenübers achte, sondern sie oder ihn als schönes Geschöpf Gottes annehme und schätze, dann folge ich dem Beispiel Jesu Christi und gebe damit Gott die Ehre. Schließlich bin ich überzeugt davon: Diese Annahme der anderen und meiner selbst wird Ihnen und mir gut tun.
Pastor Rainer Aue