Mittelalterliche Truhe im Haus der Kirche
Eine große rote eisenbeschlagene Truhe stand bis November 2015 im Foyer des alten Hauses der Kirche in Niendorf – aber niemand wusste über die Truhe Bescheid. Woher stammt sie? Wie alt ist sie? Wozu wurde sie genutzt? Holzbiologische, kunsthistorische, restauratorische und münzwissenschaftliche Untersuchungen brachten Antworten: Die Truhe wurde im späten Mittelalter (etwa um 1430 bis 1450) aus einem schleswig-holsteinischen Eichenstamm gefertigt und zum Spendensammeln genutzt. Seit November 2021 steht sie im Foyer des neuen Hauses der Kirche.
Was weiß man über die Truhe? Das sagen die Fachleute:
Restauratorische Untersuchung und Restaurierung
Die Restauratorin Andrea Junken befasste sich mit den historischen Farben und dem Erhaltungszustand der Truhe, gab Empfehlungen für die Restaurierung und setzte einige davon um. Sie fand vier verschiedene Farbanstriche und vermutet, dass die Truhe ursprünglich nicht bemalt war. Von ihr gibt es den Befundbericht und den Restaurierungsbericht.
Holzbiologische Bestimmung des Alters
Eine dendrochronologische Untersuchung, die Messung und Zählung der Jahresringe eines Baumstammes, ergab, dass die Truhe aus einer schleswig-holsteinischen Eiche gefertigt und um 1430 gefällt wurde. Der Holzbiologie Prof. Dr. Peter Klein untersuchte die Truhe und schrieb dazu einen kurzen Bericht: Dendrochronogische Untersuchung.
Stellungnahme von bauwerk KIRCHLICHE IMMOBILIEN
Der Architekt Stefan Barth hat für bauwerk eine Stellungnahme geschrieben, in der er zusammenfasst, wie die Truhe historisch einzuordnen ist, welche Untersuchungen beauftragt wurden und wie sie – behutsam – restauriert werden sollte. Für die Restaurierung wurde Andrea Junken aus Wedel beauftragt, für die Tischlerarbeiten und ein Fußgestell aus Eichenholz der Tischler Michael Nilsson aus Schenefeld. Stellungnahme bauwerk
Historische Einordnung
Der Lübecker Kunsthistoriker Thorsten Albrecht hat einen Aufsatz über „Die Geldkiste des Heiligen-Geist-Hospitals in Lübeck“ geschrieben (in Lübeckischen Jahrbuch „Der Wagen 1995/1996“ – Thorsten Albrecht Die Geldkiste). Auch die Niendorfer Truhe war vermutlich ein „Gotteskasten“, um Geld für die Armenversorgung zu sammeln: Albrecht Truhe aus Hamburg-Niendorf.
Münzen in der Truhe
Zwischen dem bröseligen Holz am Boden im Innern der Truhe fanden sich kleine Münzen. Dem Numismatiker Dr. Ralf Wiechmann zufolge handelt es sich um typisches Kleingeld des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts aus Hamburg und Mecklenburg. In früheren Zeiten habe man die Truhe etwas sorgfältiger geleert, sonst müsste es auch noch ältere Münzen geben: Münzen – Mail von Dr. Ralf Wiechmann.