Berufsprofil Pastor
Oliver Spies (44) über seine Arbeit als Pastor in der Kirchengemeinde St. Gertrud in Hamburg-Uhlenhorst
Welches Talent braucht man um Pastor*in zu werden? Wie ist das bei Ihnen?
Über die eigenen Talente zu sprechen, ist gar nicht so einfach, weil das, was einen ausmacht, ja ganz unterschiedlich sein kann. Ich würde sagen, die Ausbildung fördert auf jeden Fall, dass man sich selbst sehr gut kennen lernt und so entdeckt, welche Talente in einem schlummern. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass ich ganz gut singen kann … Was man in diesem Beruf in jedem Fall braucht, ist ein Talent, vor Menschen stehen zu können, mit ihnen in Kontakt und ins Gespräch zu gehen.
Pastor*in sein in der heutigen Gesellschaft – ja, weil …
… diese Stimmen nicht fehlen dürfen! Ich glaube, dieser Gesellschaft tut gut, wenn es immer wieder Reibungsorte und Menschen gibt, die andere Fragen, andere Antworten ins Gespräch bringen. Dabei geht es mir gar nicht darum, die Menschen vom Glauben überzeugen zu müssen. Ich kann nur zeigen, was mir wichtig ist, und anregen, verschiedenen Fragen auf die Spur zu kommen: Was trägt, was den Ängsten entgegensetzen, was dürfen wir hoffen – auch über unsere eigenen Grenzen, Traurigkeiten und unsere Zeit hinaus.
Pastor*innen arbeiten ja nicht nur sonntags – wie sieht’s mit der Arbeitsbelastung aus?
Die Arbeitszeiten sind flexibel, das ist erst mal sehr schön! Es ist auf jeden Fall kein „nine to five“-Job. Gerade die Arbeit mit vielen Ehrenamtlichen oder mit Brautpaaren macht viele Abendtermine nötig. Und der Schreibtisch mit Verwaltung und Vorbereitungen für Veranstaltungen will auch nicht zu kurz kommen. Mit der Arbeitsbelastung umzugehen, da muss jede*r seinen eigenen Weg finden. Das Reizvolle ist aber, dass die Arbeit so bunt ist und voller interessanter Menschen, dass es sich nicht immer wie Arbeit anfühlt.
Muss man fromm sein, um Pastor*in zu sein?
Als Student hätte ich geantwortet: Nein! Da war eher die Haltung wichtig: Ich will alles hinterfragen und nach dem Gefühl suchen, das Gott in mir auslöst. Als Pastor heute meine ich: ein bisschen schon. Die Menschen erwarten, dass du über dieses Gefühl nicht nur irgendwie reden, es analysieren kannst, sondern, dass du auch glaubhaft dafür stehst. Ohne eine gewisse Authentizität geht es nicht. Wenn ich sage „Lasst uns beten!“, meine ich das auch.
Wie war es, das erste Mal als Pastor auf der Kanzel zu stehen?
Ich habe schon als Student ab und zu gepredigt, von daher war es mir ein bisschen vertraut. Aber im Talar die langen Stufen die Kanzel hinauf zu gehen, war doch etwas Besonderes. Plötzlich stand ich da nicht mehr nur als „ich“, sondern auch als Amtsperson da. Im Talar bekommt man bestimmte Funktionen zugewiesen und Erwartungen werden an einen gerichtet. Die Verantwortung wächst: Was löse ich aus mit meiner Predigt? Habe ich alle im Blick? Treffe ich den richtigen Ton? Spüre ich die Themen auf, die die Menschen bewegen? Das bleibt eigentlich bis heute, nur an die Höhe der Kanzel gewöhnt man sich.
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