Die Osterkirche Bramfeld

1907 wurde der Pfarrbezirk der Kirchengemeinde Bergstedt, zu dem die Ortschaften Bramfeld, Landgemeinde Wellingsbüttel und Gut Wellingsbüttel sowie seit 1904 auch Steilshoop gehörten, zu einer selbständigen Kirchengemeinde erhoben.

Aus der Kirchengemeinde Bramfeld wurden zunächst 1939 - nach dem Bau der Lutherkirche - die Kirchengemeinde Wellingsbüttel sowie später 1967 die Simeongemeinde, die Kirchengemeinde Steilshoop und die Thomaskirchengemeinde ausgegliedert und als eigenständige Gemeinden gegründet. 

Die Kirche trug zunächst den Namen „Evangelische Kirche in Bramfeld“, den Namen „Osterkirche“ erhielt sie erst anlässlich der Glockenweihe am 1. Ostertag des Jahres 1938.

Baugeschichte der Osterkirche

1908 wurde zunächst das Pastorat nach Plänen des aus Wellingsbüttel gebürtigen Architekten C.W. Gundlach gebaut. 

Die Kirche wurde 1913/1914 nach Plänen des Kieler Kirchenbaumeisters Wilhelm Voigt (1857 – 1916) errichtet und am 29.3.1914, dem Sonntag Judika geweiht. 

Der Bau ist als gleichseitiges Achteck (Oktogon) gestaltet und damit einer der wenigen Zentralbauten im Hamburger Raum. Mit z.T. ornamentaler Backsteinfassade und Pyramidendach ist er im sog. Heimatschutzstil gehalten, der vor allem Elemente des norddeutschen Barock und Klassizismus aufnimmt. Der Turm mit seinem geschwungenen Turmhelm ist 32 m hoch.

Im 2. Weltkrieg wurde die Osterkirche mehrfach von Bomben getroffen, denen u.a. die von Bramfelder Familien gestifteten farbigen Fenster zum Opfer fielen.

Bei der Renovierung der Kirche 2019 wurden in der Turmuhr Eínschuss-Löcher entdeckt. Es ist nicht ganz sicher, wann diese entstanden sind, wahrscheinlich sind sie Zeugen einer Schießerei im Zusammenhang mit dem sog. Kommunistenaufstand im Oktober 1923. 

Innenausstattung

Ursprünglich hatte die Osterkirche einen typisch protestantischen Kanzelaltar mit darüber thronender Orgel. Dieser Dreiklang verkörperte die Einheit von Sakrament, Wort Gottes und Musik zur Ehre Gottes.

Der Kronleuchter wurde 1946 von Bernhard Hopp für die Osterkirche entworfen und 1954 (?) eingebaut. 

1964 erfuhr der Innenraum der Osterkirche eine wesentliche Umgestaltung durch den Architekten Gerhard Langmaack (1898 – 1986), die sich am liturgischen Verständnis der Evangelischen Michaelsbruderschaft orientierte.
Der Kanzelaltar wich einem Wandrelief des Hamburger Bildhauers Fritz Fleer (1921 – 1997), das den Auferstandenen inmitten der Engel darstellt, die die ganze Christenheit symbolisieren, (Offenb. Joh. 1, 9-18). Davor befanden sich der ebenfalls von Fritz Fleer gestaltete fest verankerte Altar aus Sandstein. Ebenfalls aus Sandstein waren der (zentrale) Taufstein, die Kanzel (rechts vom Altar) und Lesepult (links von Altar). 


Die Orgel, die 1961 von Alfred Führer gebaut und barocken Orgeln nachempfunden war, fand auf der gegenüberliegenden Seite Platz (die ursprüngliche Orgel war durch Kriegseinwirkung unspielbar geworden). 

Die Pieta im Kirchenvorraum wurde ebenfalls von Fritz Fleer geschaffen.

Da viele Gemeindeglieder den neu gestalteten Kirchenraum als streng und abweisend empfanden und auch die nachfolgende Pastorengeneration sich mit dem liturgischen Konzept nicht anfreunden konnte, begannen in den 80er Jahren Jahren Überlegungen zu einer erneuten Umgestaltung.

So erhielt das Innere der Osterkirche seine heutige Gestaltung 1991 durch den Plöner Architekten Bertram Steingräber. Dabei ging es vor allem darum, den Innenraum unter Verwendung moderner Mittel wieder stärker der ursprünglichen Gestaltung anzunähern. So wurde die Kanzel in das Relief einbezogen, die Reliefwand von der Decke gelöst und mit einem barockisierenden Gesims versehen. Der Altar wurde durch einen einfachen Tischaltar ersetzt. Das erhalten gebliebene ursprüngliche Taufbecken fand wieder seinen Platz in der Kirche. Diese nun beweglichen Elemente können nun je nach Bedarf umgestellt werden. Die Orgel wurde zurückgesetzt und in der Ansicht neu gestaltet. Neue Sitzbänke passen sich in der Aufstellung dem Raum an (Sitzbänke der ursprünglichen Ausstattung befinden sich noch auf der Empore).

Die Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die entsprechend dem ursprünglichen Gemeindegebiet auch Gefallene aus Steilshoop und Wellingsbüttel nennen und die 1926 an der Empore angebracht worden waren, wurden in den Kirchenvorraum, rechts und links der Pietà, verlegt, 

Glocken

Das Geläut der Osterkirche hat eine wechselvolle Geschichte. 

Mit dem Bau erhielt die Kirche 1914 zunächst zwei Bronzeglocken der Gießerei Schilling Söhne in Apolda, die in es‘ bzw. g‘ gestimmt waren und 1363 kg bzw. 675 kg wogen.

Die es‘-Glocke musste bereits 1917 wieder zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgegeben werden.

1925 wurde als Ersatz eine ebenfalls Apolda gegossene Glocke in b‘ (369 kg) eingebaut und am 8. März geweiht. Sie trägt einen Text, der die Geschichte der Glocke anreißt und zum Ausdruck bringt, dass die Glocke die (Viertel-)-Stunden schlägt: „Kriegssturm riß mich vom Turm./Ich ward zur Wehr für Deutschlands Ehr,/in Not und Schanden geringer erstanden,/ruft doch mein Mund wie einst all Stund:/ Ehre sei Gott in der Höhe“.

1938 wurde eine große Bronzeglocke (1439 kg) - wieder in es‘ - eingebaut und am 1. Ostertag 1938 geweiht.

Diese sowie die g‘-Glocke mussten 1942 wiederum für Kriegszwecke abgegeben werden. Sie wurden offenbar auch verhüttet, jedenfalls blieben Bemühungen unmittelbar nach dem Krieg, sie wieder zu bekommen, ohne Erfolg. 

1952 wurde das Geläut durch zwei neue Bronzeglocken in g‘ (508 kg) und c‘‘ (219 kg) der Glockengießerei Gebr. Rincker in Sinn ergänzt. Die Glocken tragen die Inschriften „Friede auf Erden /und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lk 2,14) (c“-Glocke) bzw. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Joh. 5, 4) (g‘-Glocke). Sie wurden am 27. Juli 1952 geweiht. 

1959 erhielt die Osterkirche eine vierte Glocke, die ebenfalls von der Gießerei Gebr. Rincker gegossen wurde. Diese mit einem Durchmesser von 1,28 m und 1189 kg schwere nun größte Glocke ist auch wieder in es‘ gestimmt. Die Inschrift ist ein Wort aus dem Johannes-Evangelium: „Ich lebe, und Ihr sollt auch leben + Ev. Joh. 14/19+“.

 

Klang der Glocken (Externer Link zu createsoundscape)

 

 


Impressionen aus der Osterkirche